Nachbeben in Chile
Neuerliche Tsunami-Warnung löst Panik aus
In Concepción und Constitución rannten Hunderte von Menschen nach der erneuten Tsunami-Warnung in Richtung der höher gelegenen Stadtgebiete. Sirenen ertönten, um die Bewohner vor der heranrollenden Gefahr zu warnen. Soldaten forderten die Menschen auf, Ruhe zu bewahren, und wiesen den Weg in sichere Höhen. Selbst als die Warnung bereits wieder aufgehoben war, staute sich stadtauswärts immer noch der Verkehr.
Um Plünderungen zu verhindern, galt in der vom Beben am Samstag besonders betroffenen zweitgrößten chilenischen Stadt Concepción eine 18-stündige Ausgangsperre. Das Militär postierte gepanzerte Fahrzeuge an strategisch wichtigen Stellen. In der Nacht wurden erneut 35 Plünderer festgenommen. In der Nacht zuvor waren es noch 160 gewesen. Ausgangssperren bis in die Mittagsstunden galten auch in anderen vom Erdbeben der Stärke 8,8 schwer zerstörten Ortschaften südlich der Hauptstadt Santiago.
Bürgermeister: "Die Gangster haben die Stadt übernommen"
Der Bürgermeister von Hualpén, Marcelo Rivera, in der noch weiter südlich gelegenen Region Bío Bío sagte im Radio: "Die Gangster haben die Stadt übernommen. Jetzt fürchten wir uns nicht vor den Erdbeben, wir fürchten uns vor den Kriminellen." Er forderte Staatschefin Michelle Bachelet auf, Soldaten in seine Stadt zu schicken, und fügte hinzu: "Wenn sie töten müssen, dann lasst sie töten."
Bachelet, die eine Verdoppelung des Militärs in den Erdbebengebieten auf 14.000 Soldaten angeordnet und zu Ruhe und Ordnung aufgerufen hatte, verteidigte ihr Krisenmanagement. Sie verwies darauf, dass erste Hilfslieferungen in den am schlimmsten betroffenen Regionen einträfen und Soldaten mit Wasser und Nahrungsmitteln unterwegs seien.
200 Kilometer langer Küstenstreifen überschwemmt
Die von dem Beben ausgelösten Riesenwellen überschwemmten am Samstag nach Angaben von Hilfskräften einen 200 Kilometer langen Küstenstreifen. Teilweise wurden die Fluten zwei Kilometer landeinwärts gespült. In Küstendörfern und Badeorten wie Pulluhue, Cobquecura, Dichato und Constitución hatten die Flutwellen zahlreiche Häuser mitgerissen. Viele Menschen galten weiter als vermisst.
Vorläufigen amtlichen Angaben zufolge kamen durch die Naturkatastrophe rund 800 Menschen uns Leben. Die Behörden rechneten aber mit einem deutlichen Anstieg der Opferzahlen, sobald es den Rettungskräfte gelingen werde, weiter in die von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiete vorzudringen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.