Im Alter von 64 Jahren

Ehemalige Grüne Gabriela Moser gestorben

Österreich
12.03.2019 13:34

Die ehemalige grüne Abgeordnete Gabriele Moser ist nach längerer Krankheit Dienstagfrüh in Linz gestorben. Das teilten die oberösterreichischen Grünen mit. Moser wurde 64 Jahre alt, sie hinterlässt einen Ehemann. Sie saß von 1994 bis 2017 - mit einer kurzen Unterbrechung - im Nationalrat und hat sich als Korruptionsaufdeckerin einen Namen gemacht. „Die grüne Bewegung verliert eine Kämpferin für Umwelt, saubere Luft, saubere Politik und gegen Korruption“, sprachen die Grünen Oberösterreich von einem „unermesslichen Verlust“. „Gabriela Moser hinterlässt eine große Lücke und eine schmerzliche Leere. Du wirst uns fehlen!“, trauerte auch Werner Kogler, Bundessprecher der Grünen, um die langjährige Wegbegleiterin.

„In dieser schweren Stunde gilt unsere ganze Anteilnahme ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden“, informierten Landessprecherin Maria Buchmayr, Landesrat Rudi Anschober und Klubobmann Gottfried Hirz am Dienstagnachmittag über das Ableben von Moser. Der Aussendung fügten die Grünen ein Zitat Mosers bei: „Das kostbarste demokratische Gut ist das Vertrauen der Menschen in ihre Vertreterinnen und Vertreter und in die Institutionen, in denen diese arbeiten.“

Als Aufdeckerin in der Buwog-Affäre hatte sich Moser bundesweit einen Namen gemacht. So war es sie, die die Telefon-Protokolle zwischen Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Ernst Karl Plech über eine parlamentarische Anfrage an die Öffentlichkeit brachte. Im September 2012 legte sie den Vorsitz in dem von ihr geprägten Untersuchungsausschuss zu Korruptionsaffären zurück. Moser war unter anderem an der Aufarbeitung des Skylink-Skandals und mehrerer Ungereimheiten bei den ÖBB beteiligt, etwa den riskanten Spekulationsgeschäften der Staatsbahn.

Wortgewaltig, hartnäckig und unnachgiebig“
Moser war von 1997 bis 2017 im Nationalrat. 1984 hatte die damals 30-jährige AHS-Lehrerin begonnen, sich bei den Grünen zu engagieren, weil sie die Luftverschmutzung in Linz als Problem sah. „Wortgewaltig, hartnäckig und unnachgiebig hat Gabriela Moser Missstände aufgezeigt, ohne dabei an Konsequenzen für sich selbst zu denken. Sie hat mit dem Buwog-Skandal einen der größten Korruptionfälle Österreichs aufgedeckt, der bis heute noch nicht gerichtlich abgeschlossen ist. Ihr Vermächtnis wird bleiben und wir sind ihr im Namen aller Demokratinnen und Demokraten dankbar dafür und werden sie schmerzlich vermissen“, so die grüne Landesspitze zum politischen Vermächtnis von Gabriela Moser.

„Gabriela Moser hat mit unbeirrbarer Konsequenz für eine saubere Umwelt und Politik und gegen Korruption gekämpft“, betonte auch Werner Kogler. „Sie hat mit hoher Raffinesse und Verbindlichkeit als Aufdeckerin des Buwog-Skandals und anderer Affären Marksteine für die parlamentarische Kontrolle gesetzt.“

Ihr Privatleben hielt die aus einer bürgerlichen Familie stammende Moser privat. Die gebürtige Linzerin war mit einem deutschen Physiker verheiratet und hatte keine Kinder. In einem Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ hatte Moser im Vorjahr erstmals öffentlich über ihre Krankheit gesprochen. Nach dem Ausscheiden ihrer einstigen Partei aus dem Nationalrat im vergangenen Jahr wechselte sie beruflich zur Liste Jetzt ihres einstigen Parteikollegen Peter Pilz. Sie war dort Mitglied im Vorstand der politischen Akademie.

Grasser erstattete Anzeige gegen Moser
Zuletzt war Moser Anfang des Jahres erneut im Zusammenhang mit dem Buwog-Korruptionsprozess in den Schlagzeilen: Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser erstattete eine medienrechtliche Anzeige gegen die ehemalige Grünen-Abgeordnete und eine APA-Journalistin, nachdem ein Interview mit Moser von der APA veröffentlicht worden war. Die Staatsanwaltschaft leitet dazu aber kein Verfahren ein. Grassers Anwalt hatte erfolgslos argumentiert, dass mit dem Interview Einfluss auf das Verfahren genommen worden sei.

„Wir werden alles dafür tun, um ihr Andenken hochzuhalten, und in ihrem Sinne mehr denn je für eine saubere Umwelt und Politik eintreten“, versprach die Spitze der Grünen Oberösterreich. „Wir verdanken Gabriela Moser unendlich viel. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind in diesen Stunden bei ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden“, sagte Werner Kogler.

Trauer nicht nur bei den Grünen
„Ich bin einfach nur traurig“, schrieb Mosers langjähriger politischer Weggefährte Peter Pilz, Gründer der nunmehrigen Liste Jetzt, in einer Aussendung. „Gabi war immer da. Wir haben gemeinsam die Grünen gegründet, gemeinsam Korruption und Machtmissbrauch bekämpft und uns gemeinsam gefreut, wenn uns etwas gelungen ist.“ Und: „Gabi, du fehlst schon jetzt. Danke für alles!“

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach vom Verlust einer „engagierten Sachpolitikerin und integren Aufdeckerin“. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) schrieb: „Gabriela Moser hat als engagierte Politikerin unser Land entscheidend mitgeprägt.“ Mit ihr verliere Österreich eine passionierte Umweltpolitikerin und kompromisslose Kämpferin gegen Korruption. „Meine Gedanken sind bei ihrer Familie, ihren Freunden und Wegbegleitern“, so Bures.

„Auch der ÖVP-Parlamentsklub trauert um die ehemalige grüne Abgeordnete Gabriela Moser“, teilte ÖVP-Klubobmann August Wöginger zum Ableben der ehemaligen Nationalratsabgeordneten mit. „Als Oberösterreicher, als Parlamentarier, vor allem aber auch ganz persönlich ist es mir wichtig, den Angehörigen zu diesem schmerzlichen Verlust zu kondolieren“, so Wöginger.

Auch die NEOS betrauerten Mosers Tod. „Gabriela Moser war eine Kollegin im Nationalrat, die sich stets durch Engagement, Fleiß, Fairness und Kollegialität ausgezeichnet hat“, sagte Klubobmann Niki Scherak. Ihr konsequentes Arbeiten habe ihr den Ruf als grüne Aufdeckerin eingebracht. Scherak: „Gabi Mosers geradlinige und offene Persönlichkeit wird fehlen.“

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