Online-Robin-Hood

Hacker “Neo” veröffentlicht Politikervermögen

Web
03.03.2010 10:21
Datendiebe haben die Regierung von Lettland in Erklärungsnot gebracht. Der oder die Hacker kopierten über mehrere Monate hinweg Millionen Datensätze von den Servern des Finanzamts. Dies geschah aber offenbar nicht, um sich persönlich zu bereichern, sondern mit der Absicht, Verschwendung und Bestechung in Lettland offenzulegen. Die Bevölkerung feiert den Hintermann nun bereits als High-Tech-Robin-Hood.

Im Zuge des Datenklaus machte die "Volksarmee des Vierten Erweckens", wie sich die Täter selbst nennen, unter anderem Einkommen und Vermögen von Politikern und Amtsträgern öffentlich. Ein Mitglied dieser Gruppe nennt sich offenbar in Anspielung auf den Helden der "Matrix"-Filme Neo. Er stellte einige der erbeuteten Dokumente ins Internet. Darunter waren zum Beispiel die Gehälter von Polizisten. Über Twitter rief Neo die Polizeigewerkschaft auf, die Daten genau zu prüfen - Hintergrund sind massive Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben, von denen die Gehälter der Beschäftigten im öffentlichen Dienst besonders betroffen sind.

Bonuszahlungen ins Netz gestellt
Außerdem veröffentlichte Neo Daten, aus denen hervorgeht, dass sich der Chef eines städtischen Versorgungsunternehmens, Aris Zigurs, im vergangenen Jahr einen Bonus von 16.000 Lats (22.561 Euro) gewährt hat. Für ein staatliches Unternehmen in Lettland ist das recht viel, vor allem in einer Zeit, in der die Gehälter der städtischen Beschäftigten gekürzt werden. Zigurs bestätigte, dass die Zahlen korrekt sind.

Die Regierung sieht den Datendiebstahl naturgemäß kritisch, für viele Letten ist Neo ein Held. Derzeit gebe es wenig Vertrauen in die staatlichen Institutionen, erklärt der Blogger Juris Kaza. "Also ist jeder ein Held, der das System bloßstellt." Dabei ist es offenbar nebensächlich, dass die Identität von Neo völlig unklar ist.

Gravierende Sicherheitsmängel
"Wenn man sich die Reaktionen der Öffentlichkeit ansieht, dann scheint es, dass die Letten eine Art Robin Hood haben", sagt der Leiter des Nationalen Sicherheitsrats, Maris Kucinskis. Der Rat untersuchte nun die staatlichen IT-Einrichtungen auf ihre Sicherheit. Ergebnis: In nur für 50 Prozent der 175 staatlichen Datensysteme gibt es eine Sicherheitsaufsicht. Experten führen den Datendiebstahl vor allem auf schlecht entwickelte Software und Fehler im Systemmanagement zurück.

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