Sein 8. große Kugel

Hirscher: „Der größte Dank gilt meiner Frau“

Wintersport
10.03.2019 06:57

Marcel Hirscher zerrissen in den Gefühlswelten: Warum er nach dem sechsten Platz im Riesentorlauf von Kranjska Gora trotz Fixierung seines achten Gesamtweltcups wutentbrannt das Ziel verließ, woran er sehr gezweifelt hatte und welche große Liebe es immer geben wird!

Genau 15.16 Uhr ist es in Kranjska Gora. Marcel Hirscher überquert die Ziellinie. Die 4 leuchtet auf. Nur drei Läufer stehen noch oben. Da dafür schon ein 21. Platz gereicht hätte, steht sein achter Triumph im Gesamtweltcup fest. Aber der 30-Jährige jubelt nicht. Verlässt wutentbrannt den Zielraum. Um wenig später zurückzukehren. Und umso offener über seine Gefühlswelt, über seinen Zorn und über sein Glück zu sprechen.

„Krone“:Gratulation, Marcel! Dein achter Triumph im Gesamtweltcup steht fest - kann man das überhaupt realisieren?
Marcel Hirscher: Danke! Und das ist natürlich nicht einfach. Weil es einfach unbeschreiblich ist. Aber ich denke schon, dass diese acht großen Kugeln schlussendlich jenen Rekord darstellen werden, der in meiner Karriere am meisten Gewicht hat. Und es ist auch unglaublich, dass in den acht Jahren nie wirklich etwas passiert ist, Dass ich gesund geblieben bin. Und dass im Prinzip immer die gleichen Leute zusammengearbeitet haben. All ihnen gehören natürlich auch jede Menge Teile dieser Erfolge.

Vor dieser Saison hatte sich durch deine Hochzeit mit Laura und vor allem durch die Geburt deines Sohnes einiges in deinem Leben geändert: Hast du deshalb je daran gezweifelt, dass es sportlich wieder so klappen könnte wie davor?
Ja, natürlich! Sehr sogar! Ein so ein Tag, der hat ja nur 24 Stunden. Der größte Dank gilt deshalb meiner Frau Laura. Weil sie mir den Rücken frei hält, mir ermöglicht hat, bei jedem Rennen dabei zu sein. Weil grundsätzlich die Familie natürlich immer absoluten Vorrang hätte.

Aber dieser Rekord könnte wirklich einer sein, der Bestand für die Ewigkeit hat!
Man muss da immer vorsichtig sein. Man dachte etwa auch bei Hermann Maier, dass all diese Zahlen nicht zu übertreffen sind. Und es hat dann gar nicht so lange gedauert. Aber diese Bestmarke mit den acht Kugeln, die hält jetzt mindestens einmal acht Jahre. Und alleine das macht mich schon ziemlich stolz.

Wobei gleich nach dem Rennen und deinem sechsten Platz im Riesentorlauf einmal von Stolz keine Rede sein konnte: Da hast du zornig und fluchtartig das Ziel verlassen!
Ich brauche in solchen Situationen Luft, muss so rasch wie nur möglich Abstand gewinnen. Ich brauche da ein wenig Ruhe, nicht das laute Zielstadion. Aber ein kurzer Spaziergang und nach fünf Minuten passt’s dann wieder.

Aber warum war dein Ärger anfangs so groß?
Ihr Journalisten seid doch die Experten! Aber nein, das bringt ja alles nichts, also sagen wir es halt einfach so: Weil ich schlecht gefahren bin! Ich könnte in solchen Situationen jedenfalls Bäume ausreißen vor Ärger. Viele werden das nicht verstehen. Aber ich denke, dass ich genau deshalb dorthin gekommen bin, wo ich jetzt bin. Weil ich gewisse Dinge eben nicht so leicht akzeptieren kann und will.

Du hattest vor der großen Kugel auch schon die kleinen für Slalom und Riesentorlauf fixiert und damit mit insgesamt 20 auch den Rekord der Lindsey Vonn eingestellt und wirst ihn nächste Saison vielleicht sogar übertreffen. Oder stehen die Zeichen wirklich schon auf Karriereende?
Also dass ich diese große Kugel zehnmal gewinne, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, dass ich nur mehr dreimal in dieser Saison den Rennhelm aufsetze und dass dann für immer Schluss ist. Ganz ehrlich: Ich weiß es wirklich nicht. Nur eines weiß ich: Dass in mir immer eine große Liebe zu diesem Sport sein wird.

Peter Frauneder/Kranjska Gora, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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