Weltfrauentag-Serie

„Wenn die Firma zu blöd ist, ist das ihr Problem!“

Österreich
08.03.2019 06:00

Jedes Jahr am 8. März wird der Weltfrauentag gefeiert. Doch: Braucht es so einen Tag in Österreich überhaupt noch? Vor welchen Herausforderungen stehen Frauen im Jahr 2019? Und wie ist es, als Frau in männerdominierten Bereichen zu arbeiten und zu wirken? Darüber hat krone.at in einer Serie zum Weltfrauentag mit spannenden Frauen aus Politik und Wirtschaft gesprochen. Zu Gast im krone.tv-Studio war auch Claudia Gamon, Abgeordnete zum Nationalrat und Spitzenkandidaten für die NEOS bei der Europawahl - das vollständige Interview ist im Video zu sehen.

„Der Status quo in der EU ist sehr stark von Männern geprägt.“ So begründet Claudia Gamon den Slogan auf einem ihrer ersten Plakate für die Europawahl, der da lautet ,So, meine Herren‘. Nicht nur, dass alle anderen Spitzenkandidaten in Österreich Männer sind, es hat auch noch nie eine Frau an der Spitze der Europäischen Kommission, des EU-Rats, der Europäischen Zentralbank oder des Europäischen Gerichtshofs gegeben, betont Gamon. „Darauf kann man ruhig hinweisen, dass wir immer noch keine 50/50-Verteilung haben - in der Politik wie im Haushalt wie bei Kinderbetreuungspflichten.“

Verpflichtende Frauenquote ist keine Lösung
Eine verpflichtende Frauenquote ist für Gamon, jedenfalls in der Wirtschaft, nicht die Lösung. Denn, so meint sie unverblümt: „Ich halte es für den falschen Zugang, dass man einem Unternehmen vorschreiben sollte, wie der Vorstand ausschaut. Es gibt genug wissenschaftliche Evidenz dazu, dass gemischte Teams, besonders in Vorständen, viel erfolgreicher sind in der Unternehmensperformance als welche, die nur aus Männern bestehen. Und wenn ein Unternehmen zu blöd ist, um das zu erkennen, dann ist das sein Problem.“

Gleichheit auch bei Pensionsalter gefordert
Das Frauenpensionsalter hingegen müsse sofort an jenes der Männer angeglichen werden, so die Position der NEOS. Denn: „Gerade Frauen haben es ab 50 schwer, einen guten Job mit Aufstiegsmöglichkeiten zu finden, weil für den Arbeitgeber klar ist: Eine Frau, die mit 50 einen neuen Job starten will, wird schneller in Pension gehen als ein Mann. Wir sehen in Ländern, wo das Pensionsantrittsalter gleich ist, dass das wesentlich dazu beiträgt, dass Frauen auch ab 50 noch im Job erfolgreich sein können und sich ihre Pension weiter erarbeiten können. Das ist ein wichtiger Beitrag gegen weibliche Altersarmut.“

„Auch Männer haben ein Recht auf Zeit mit Kindern“
Dass Gamon nicht davor zurückschreckt, anzuecken, hat sie in einem ORF-Interview bereits bewiesen. Auch bei Frauenthemen verhält es sich nicht anders. So ist sie etwa überzeugt, dass viele linke Feministinnen in ihrer Forderung nach einer 30-Stunden-Arbeitswoche zu kurz gegriffen denken. Das würde, meint Gamon, weder mehr Jobs schaffen, noch zu gerechterer Arbeitsteilung führen. Wichtig sei vielmehr, Anreize zu schaffen, um eine gerechte Aufteilung von Haus- und Erziehungsarbeit zu fördern. Die NEOS möchten etwa, dass Karenz und Kinderbetreuungsgeld vereinheitlicht werden und auf einem individuellen Anspruch beruhen. „Der Staat sollte nicht davon ausgehen, dass es da Paare gibt, die sich das aufteilen. Weil wir auch Männern klarmachen wollen: Das ist auch euer Recht, Zeit mit euren Kindern zu verbringen. Nutzt das!“

„Religiösen Zwang nicht verharmlosen“
Auch die Verharmlosung religiöser Keuschheitsgebote kann Gamon nicht ganz nachvollziehen: „Was nicht sein kann, ist, dass man verharmlost, dass es ganz viele Frauen auf dieser Welt gibt, die es sich nicht aussuchen können, ob sie ein Kopftuch oder eine Burka tragen. Sie müssen das tun. Sie können nicht ohne einen Mann aus dem Haus gehen. Sie haben nicht dieselben Möglichkeiten, an Wahlen teilzunehmen, wie wir das hier genießen, in unserer westlichen liberalen Demokratie. Und ich merke schon, dass es da viele Frauen gibt, linke Feministinnen, die das verharmlosen. Das sollte man nicht tun. Sollte eine Frau sich entscheiden, dass sie ein Kopftuch tragen will, finde ich das ganz wichtig, dass sie das auch kann, wenn sie das möchte. Man sollte es ihr weder verbieten, noch sie dazu verpflichten. Aber man sollte auch nicht so tun, als wäre das Kopftuch ein feministisches Symbol. Ganz und gar nicht.“ Aber, fügt Gamon hinzu, der Islam sei sicher nicht die einzige Religion mit einem fragwürdigen Frauenbild, weswegen sie ganz allgemein für Laizität eintritt.

Als eine Frau, die sie bewundert, nennt Gamon Margrethe Vestager, die EU-Kommissarin für Wettbewerb, weil diese Digital-Giganten die Stirn bietet und ihnen die Grenzen aufzeigt, die in der EU für alle gelten.

Sonntags um 10 Uhr schaut Claudia Gamon oft die „Pressestunde“, ansonsten geht sie joggen oder spielt Playstation.

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