Fall KH-Nord

Projektteam prüfte Wartezeit bei Kaffeeautomaten

Wien
07.03.2019 08:54

Der unrühmliche Fall KH Nord - das Wiener Spital trägt künftig den Namen Klinik Floridsdorf - ist um eine skurrile Facette reicher. Ein externes Expertenteam wurde eigens bemüht, Kaffeeautomaten auf den sprichwörtlichen Zahn zu fühlen: Die Geräte wurden unter anderem auf die Vorwärmzeit geprüft - und auf die Wartezeit, bis das belebende Heißgetränk im Becher landet. Die Kosten dafür: mehr als 18.000 Euro.

Diese Maßnahmen wurden vor der eigentlichen Ausschreibung für Getränke- und Verpflegungsautomaten ergriffen, wie in einem Dokument ersichtlich ist, das der Gratiszeitung „Heute“ vorliegt. So sollte ein externes Projektteam im Frühjahr 2016 die Anforderungen ausloten, die die Heißgetränkeautomaten in den Stationsküchen und im OP-Bereich erfüllen müssen. Wie das Blatt berichtet, seien die Automaten in den für Besucher zugänglichen Bereichen von der Überprüfung ausgenommen gewesen.

Als „bewertungsrelevant“ vorgeschlagen wurde in dem Angebot etwa die „Vorwärmzeit des Gerätes bis zum ersten Kaffee“, die Zeit, die zwischen dem ersten und zweiten Kaffee vergeht, der Aufwand des Reinigungsverfahrens, der Energieverbrauch und nicht zuletzt der Geschmack - „als Eignung für die Patientenverpflegung“.

14 Beratertage veranschlagt
Und das externe Team ließ sich das natürlich auch etwas kosten: Pro Tag wurden 1100 Euro ohne Umsatzsteuer veranschlagt, zwei Wochen, also 14 Beratertage, wurden für die Tests als Zeitraum angesetzt. Daraus ergebe sich ein Gesamt-Brutto-Preis von 18.480 Euro, heißt es. Am 17. August 2016 sei die „Begleitung der Kaffeeautomaten“ schließlich in Auftrag gegeben worden.

Wie der Krankenanstaltenverbund in einer Stellungnahme erklärte, seien „bei der Ausschreibung für die Versorgung des gesamten KH Nord mit Heißgetränken die Vorgaben des Bundesvergabegesetzes eingehalten“ worden.

„Teuerster Melange-Tester aller Zeiten“
Für den „teuersten Melange-Tester aller Zeiten“ hält es jedoch der Klubchef der Wiener NEOS, Christoph Wiederkehr. „Es ist skurril, wofür beim KH-Nord-Bau Steuergeld beim Fenster hinausgeschmissen wurde.“ Und weiter: „Aber offenbar hat bei diesem Projekt unser aller Geld keine Rolle gespielt!“

Nur eine von vielen Facetten
Tatsächlich ließ man sich im Fall KH Nord so manches fragwürdige „Projekt“ einiges kosten. Einen ganz besonderen Stellenwert genießt dabei die Zahlung von 95.000 Euro Steuergeld an einen Energetiker, der einen „Schutzring“ um das Gebäude errichten hätte sollen. Doch auch auf der Baustelle musste immer wieder nachgebessert werden, etwa bei einer Rettungszufahrt, die zu niedrig war: Rohre waren zu tief verlegt worden und hätten damit einem einfahrenden Rettungswagen wohl schlicht das Dach weggerissen.

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