Was bisher geschah

Doping-Lawine: Arzt dürfte Vermögen verdient haben

Nordische Ski WM
01.03.2019 13:44

Zwei Tage nach dem Doping-Erdbeben bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld wartet der Sport auf neue Ergebnisse der Ermittler. Wichtige Details zum mutmaßlichen Doping-Netzwerk könnten neben den Aussagen des festgenommenen Sportarztes Mark S. die Auswertungen der in Erfurt sichergestellten Blutbeutel liefern. In Erfurt seien bei den Hausdurchsuchungen mehr als 40 Blutbeutel sichergestellt worden, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Die „Bild“ schreibt indes von 5.000 Euro, die der „Doping-Doc“ pro Sportler und pro Saison kassiert haben soll.

In einer in Erfurt angemieteten Garage soll sich der Sportmediziner eingerichtet haben. Im illegalen Geheimlabor wurden zahlreiche in einem Spezialkühlschrank bei minus 80 Grad gefrorene Blutbeutel entdeckt. Außerdem eine Zentrifuge, Kanülen und auch leere Blutbeutel. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete von mindestens einigen Dutzend kühl gelagerter Blutbeutel. Angeblich seien diese mit Tarnnamen versehen gewesen. Wer die Patienten des Deutschen gewesen sind, dürften wir auch bald erfahren. Wie viele es sind, glaubt man jetzt schon zu wissen.

50 bis 60 Sportler
Die „Bild“ war es, die davon erfuhr, dass die Sportler für die Versorgung etwa 5000 Euro pro Saison gezahlt hatten. Es sollen 50 bis 60 Sportler bei ihm eine Kartei haben. Bei 50 bis 60 Sportlern würde er also gut und gerne 250.000 bis 300.000 Euro pro Saison verdienen.

Die Ermittler gehen von einem internationalen Doping-Netzwerk aus. Die Besitzer könnten rasch zu identifizieren sein. Der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und den nationalen Anti-Doping-Agenturen (NADA) liegen demnach Zehntausende individuelle Blutprofile vor. Das österreichische Bundeskriminalamt (BK) arbeite sehr eng mit der WADA und NADA zusammen, erklärte Dieter Csefan vom BK. Er sieht laut „SZ“ „gute Möglichkeiten, die Blutbeutel über DNA-Tests den jeweiligen Besitzern zuordnen zu können“.

Doppel-Razzia
Bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld waren am Mittwochnachmittag um 14:15 Uhr im Zuge einer grenzenüberschreitenden Razzia die österreichischen Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf (beide im Bild oben) festgenommen worden. Der ÖSV reagierte und teilte Langlauf-Cheftrainer Markus Gandler mit, dass sie die Zusammenarbeit mit ihm nach der WM beenden wird. Zeitgleich mit Hauke und Baldauf wurden auch die beiden Esten Karel Tammjärv und Andreas Veerpalu sowie laut Medienberichten der Kasache Alexei Poltoranin verhaftet. Alle haben laut Staatsanwaltschaft inzwischen Eigenblutdoping gestanden und sind wieder auf freiem Fuß. Offen ist nun, ob weitere Athleten und andere Sportarten in die Affäre verwickelt sind.

Der Erfurter Arzt Mark S. kooperiert laut seinem Anwalt „vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden“, zudem wurden in Erfurt und Seefeld drei mutmaßliche Komplizen festgenommen.

Die Erfurt-Connection
Deutsche Doping-Experten sind indes nicht überrascht, dass die Spur gerade nach Erfurt führt. „Der Standort Erfurt ist mir in all den Jahren immer wieder im Zusammenhang mit Doping begegnet - in der DDR und auch danach“, sagte der bekannte Dopingjäger Werner Franke in einem Interview mit der „Welt“. Über die Landeshauptstadt Thüringens meinte der Molekularbiologe: „Man kann da schon von einem der Knotenpunkte des Sportbetrugs in Deutschland sprechen.“ Franke verglich das mutmaßliche Doping-Netzwerk mit dem des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes, der im Mittelpunkt eines großen Dopingskandals vor 13 Jahren gestanden war: „Hinsichtlich der kriminellen Energie und der Organisation des Dopings kann man sicherlich vom deutschen Fuentes sprechen.“

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(Bild: KMM)



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