Nach Doping-Erdbeben

Schröcksnadel: Aus für Langlauf-„Trottln“ im ÖSV

Nordische Ski WM
27.02.2019 20:20

Wie bereits nach dem Doping-Skandal von Turin will ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel den Langlauf-Spitzensport nicht mehr im Verband angesiedelt sehen! Das und die Trennung vom langjährigen Spartenchef Markus Gandler nach dem WM-Ende kündigte der Präsident des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV) am Mittwoch nach dem Bekanntwerden der Festnahme der Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke an.

Der Doping-Verdacht gegen das ÖSV-Duo werfe einen Schatten auf die eigentlich sehr erfolgreiche WM. „Das tut sehr weh. Leider ist die Freude über die heutige Medaille (von Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz, Anm.) getrübt, weil diese Doping-Geschichte schwer wiegt. Vor allem, wenn man weiß, dass es die Vorgeschichte mit Dürr und Turin gegeben hat“, sagte Schröcksnadel im ORF-Interview. Nach der folgenschweren Turin-Razzia hatte er die Absonderung des Langlaufs aus dem ÖSV erwogen, die Idee wurde damals aber nicht umgesetzt. Diesmal werde es aber scharfe Konsequenzen geben. „Ich werde mich sicher nicht mehr dafür starkmachen, dass für den Spitzensport im Langlauf in Österreich Geld ausgegeben wird. Ich habe keine Lust, jedes Mal Angst haben zu müssen, dass jemand aus dem Bereich etwas tut, für das ich dann geradestehen muss“, polterte der ÖSV-Langzeitchef und kündigte personelle Konsequenzen an. „Nach der Saison wird der Langlauf neu aufgestellt, ich will diese Leute alle nicht mehr in dieser Form.“

Es gebe zwar keine Hinweise auf eine Doping-Beteiligung von ÖSV-Betreuern, Gandler müsse als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon aber trotzdem nach diesem Winter gehen. „Schade, dass wir als Skiverband betroffen sind, wir sind aber keine Täter. Wir werden uns dennoch trennen, er wird die WM fertigmachen. Das ist keine Schuldzuweisung, er ist sicher nicht Täter“, so Schröcksnadel über den seit 2003 amtierenden Spartenchef, der wie er auch schon bei mehreren früheren Skandalen im Amt gewesen war. Das Langlauf-Betreuerteam des ÖSV müsse sich laut Schröcksnadel aber schon die Frage stellen, ob gut genug aufgepasst worden sei. Das Ertappen von Einzeltätern sei aber auch schwierig, ergänzte er und verglich die Situation mit dem rechtzeitigen Erkennen von Drogen nehmenden Kindern. „Es geht nicht. Wie verhindern sie es, wenn ein Kind Drogen nimmt. Das wächst im Geheimen. Die Eltern erfahren es als Letzte.“

Baldauf und Hauke bezeichnete er als „Trottln“, die gedankenlos großen Schaden anrichten würden. „So viel Dummheit wie diese zwei Burschen darfst du gar nicht haben, das gehört verboten. Zwei solche Trottln, die so etwas machen. Ich habe keine Worte, der lügt alle an, was sind das für Menschen.“ Für 20. Plätze zu betrügen, sei völlig unverständlich. „Sie richten einen riesigen Schaden an, bei einer WM, die wir für viel Geld ausrichten wollen. Ich verurteile das total, weil er die Mannschaftskollegen in den Schmutz zieht.“ Der Vorwurf, dass man im ÖSV etwas mitbekommen hätte müssen und sich hinter der Einzeltätertheorie verstecke, sei ungerechtfertigt. Langläufer Johannes Dürr warf er vor, zu spät mit Informationen über Blutdoping herausgerückt zu sein. „Wenn Dürr nach 2014 schon ausgesagt hätte, dann wären wir heute nicht da. Darum ist der Vorwurf ungerechtfertigt.“ Der ÖSV-Chef verwies auch darauf, dass das Doping-Netzwerk international sei. „Es werden sicher auch größere Länder mit dabei sein. Wenn es ein Drogenring ist, kann man nicht den ÖSV schuldig sprechen.“

Für Landeshauptmann Platter „riesige Sauerei“
Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter meldete sich übrigens zu Wort. „Das ist ein riesiger Schaden für den gesamten Sport, und ich kann nicht verstehen, dass so etwas im Spitzensport immer wieder passieren muss. Wenn sich all diese Verdachtsmomente bestätigen, dann muss es massive Sanktionen geben“, so Platter. „Es ist eine Sauerei gegenüber all jenen Sportlern, die sauber arbeiten. Es ist aber auch eine riesige Sauerei all jenen gegenüber, die mit Herzblut und Leidenschaft zum Gelingen dieser WM beitragen, all den Organisatoren, all den freiwilligen Helfern und nicht zuletzt auch gegenüber den Tausenden von Fans, die ihre Sportler anfeuern und unterstützen“.

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(Bild: KMM)



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