Zu Gast in Graz

Pilot verhinderte mit Manöver Flugzeugabsturz

Steiermark
27.02.2019 14:23

Eine Notlandung am Hudson River mitten in New York machte vor zehn Jahren weltweit Schlagzeilen, die Geschichte wurde später von Hollywood verfilmt. Ebenfalls 2009 verhinderte der deutsche Pilot Philipp Keil einen Flugzeugabsturz mit 190 Passagieren. Mittlerweile zählt er zu den gefragtesten Rednern im deutschsprachigen Raum, am Mittwoch ist er beim WIFI in Graz zu Gast.

„Krone“: Herr Keil, was ist vor zehn Jahren genau passiert?
Philipp Keil: Wir sind im ägyptischen Hurghada bei wunderschönem Wetter gestartet. Kurz danach hat uns in einer Steilkurve eine schwere Windscherung erwischt, das ist ein seltenes Wetterphänomen. Dabei ist der Luftstrom bei den Tragflächen von einer Sekunde auf die andere weg. Wir waren 150 Meter über dem Grund und hatten vier Sekunden bis zum Absturz, für die Entscheidung hatte ich ein oder zwei Sekunden Zeit.

Wie haben Sie den Absturz dann verhindert?
Ich habe ein abruptes Manöver gemacht, die Nase nach unten gedrückt und Vollschub gegeben. So kam der Luftstrom zurück. Wir setzten dann sogar den Flug nach Deutschland fort.

Was hat Ihnen in dieser Situation geholfen?
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und eine innere Ruhe. Wir haben solche Notfälle immer wieder im Flugsimulator trainiert.

Den wenigsten gelingt es, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu behalten.
Deshalb sollten wir beim Training so oft wie möglich raus aus unserer Komfortzone, die alltägliche Routine brechen, bewusst neue Herausforderungen suchen.

Was ist in Stresssituationen entscheidend?
Ein klarer Blick für Prioritäten. Gerade unter Stress versuchen viele, es allen recht zu machen. Man muss aber eine Entscheidung treffen und Position beziehen - und somit zu allen anderen Möglichkeiten Nein sagen.

Zu welchen Fehlern neigen wir in Stresssituationen?
In der Luftfahrt wurden die Abstürze der letzten Jahrzehnte analysiert. Es waren fast nie Fehlhandlungen im eigentlichen Sinn, sondern das Fehlen einer Handlung. Der Pilot blieb passiv. Man braucht Mut für klare Entscheidungen.

Sie betonen häufig die Bedeutung von Teamwork. Was ist dafür entscheidend?
Echte Herausforderungen lassen sich nur im Team meistern, das gilt für Unternehmen wie für das Privatleben. Es muss eine Vertrauensbasis untereinander geben, dann fällt es leichter, selbst Verantwortung zu übernehmen. Oft sitzen nur wenige im Cockpit und hinten viele Passagiere, die motzen.

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