Abschuss oder Absturz?

Kaschmir-Konflikt: Verwirrspiel um Kampfjets

Ausland
27.02.2019 11:53

Die pakistanischen Streitkräfte haben am Mittwoch nach eigenen Angaben zwei Kampfflugzeuge über Pakistan abgeschossen und nun den gesamten Luftraum des Landes gesperrt. Der Armeesprecher Asif Ghafoor erklärte über Twitter, eine der beiden Maschinen sei im pakistanischen Teil Kaschmirs abgestürzt, die andere im indischen Teil Kaschmirs. Informationen aus Indien sorgen dabei für Verwirrung: Aus Indien hieß es nämlich, ein pakistanisches und ein indisches Flugzeug seien zerstört worden.

Nach der Sperre des pakistanischen Luftraums habe die Zivilluftfahrtbehörde CAA laut eigenen Angaben alle Fluggesellschaften informiert. In Indien seien inoffiziellen Informationen zufolge fünf Flughäfen geschlossen und Dutzende Flüge abgesagt worden. 

Pakistan warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts, Premierminister Imran Khan rief Indien zu Gesprächen auf: „Können wir uns irgendeine Fehlkalkulation leisten mit der Art Waffen, die wir haben und die ihr habt?“, sagte er in einer Fernsehansprache. Armeesprecher Asif Ghafoor betonte: „Wir wollen keine Eskalation, wir wollen nicht auf einen Krieg zusteuern.“ Dem Sprecher zufolge überflogen die pakistanischen Jets zunächst die Kontrolllinie zum indischen Teil Kaschmirs, um militärische Stärke zu demonstrieren. Die Jets hätten nichtmilitärische Ziele wie Versorgungslager getroffen. Danach hätten zwei indische Flugzeuge die Kontrolllinie überquert. „Die pakistanische Luftwaffe war bereit, sie haben sie angegriffen, es gab ein Gefecht“, sagte Ghafoor.

Indisches Militär bestätigt nur Verlust einer MiG-21
Indien stellt den Vorfall ein wenig anders dar: Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, ein pakistanisches Kampfflugzeug, das an einem Angriff „gegen Militäreinrichtungen auf der indischen Seite“ beteiligt gewesen sei, sei getroffen worden. Bodentruppen hätten gesehen, wie die Maschine auf pakistanischer Seite zu Boden gegangen sei.

Ein Sprecher der indischen Luftwaffe bestätigte lediglich den Absturz einer MiG-21 der indischen Luftwaffe im Bezirk Budgam im indischen Teil Kaschmirs. Der Pilot gelte als vermisst. Indische Abfangjäger hätten den Angriff auf „Militäreinrichtungen auf der indischen Seite“ Kaschmirs vereitelt und einen pakistanischen Kampfjet abgeschossen. Bodentruppen hätten beobachtet, wie das Flugzeug im pakistanischen Teil Kaschmirs abgestürzt sei. Pakistan indes spricht davon, zwei Kampfjets abgeschossen zu haben und zwei Piloten in Gewahrsam zu haben - einer davon sei im Krankenhaus.

Auf Twitter wird ein Video gezeigt, in dem ein indischer Pilot während seiner Festnahme am Absturzort von Pakistani geschlagen wird. Auf Bildern, auf denen er abgeführt wird, sieht man „Commander Abhinandan“, wie er in sozialen Medien genannt wird, mit blutverschmierten Gesicht.

Verletzung des Luftraums?
Indien warf Pakistan zuvor eine Verletzung seines Luftraums über dem indischen Teil Kaschmirs vor. Die pakistanischen Flugzeuge hätten am Mittwochmorgen kurz die sogenannte Kontrolllinie überflogen, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI. Ein Regierungsvertreter aus dem indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir bestätigte die Angaben. Die pakistanischen Flugzeuge wurden demnach aber von der indischen Luftwaffe zurückgedrängt. Auf dem Rückflug warfen sie laut dem PTI-Bericht Bomben ab.

Gefahr einer neuen militärischen Eskalation
Im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan wächst derzeit die Gefahr einer neuen militärischen Eskalation: Das indische Militär hatte am Dienstag Luftangriffe auf Ziele in Pakistan geflogen und dabei nach Angaben der Regierung islamistische Kämpfer getötet. Pakistan drohte „baldige“ Gegenmaßnahmen an.

Die Anspannung in der Region ist groß, seit bei einem Selbstmordattentat am 14. Februar 41 indische Sicherheitskräfte getötet wurden. Die Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed beanspruchte die Tat für sich. Indien beschuldigt Pakistan, den Anschlag unterstützt zu haben. Islamabad weist die Anschuldigungen zurück.

China empfiehlt beiden Ländern „Zurückhaltung“
Die chinesische Regierung rief Indien und Pakistan zu „Zurückhaltung“ auf. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, China hoffe, „dass Indien und Pakistan Zurückhaltung üben können, Initiativen ergreifen, die zum Dialog führen, sich auf halbem Wege treffen und Anstrengungen für anhaltenden Frieden und Stabilität in Südasien unternehmen“.

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