Bauer muss zahlen

Nach „Kuh-Urteil“ große Sorge um steirische Almen

Steiermark
22.02.2019 18:49

Mutterkühe trampelten eine Deutsche tot, ein Tiroler Landwirt soll dem Witwer nun 490.000 Euro zahlen: So tragisch der tödliche Unfall auf der Kuhweide ist, so katastrophal könnte sich dieses Urteil auch auf unser Bundesland auswirken. „Die Bauern werden sich nicht mehr trauen, Kühe auf die Weiden zu lassen. Oder alles absperren“, so die düstere Prognose Betroffener.

„Auf unseren Almen ist immer mehr los, und die Bereitschaft zur Rücksichtnahme wird enden wollend“, findet Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher klare Worte: „Der Druck auf die Bauern wächst mit diesem Urteil weiter, es kann um ihre Existenz gehen!“ Auch Agrarlandesrat Hans Seitinger ist empört: „Einen Bauern dafür zu bestrafen, dass er seine Tiere auf der Alm nicht von einem Gehweg abgegrenzt hat, ist in keinster Weise nachzuvollziehen.“

Innerhalb der Bauernschaft herrscht riesige Betroffenheit. Und es gibt, sagt Titschenbacher, „eine Menge Fragezeichen, wie es weiter geht, sollte das Urteil bestätigt werden“."

Bauern müssten Weiden absperren
„Können Bauern dann ihre Kühe überhaupt weiter auf Weiden halten? Titschenbacher: “Alles andere wäre ein extremer Rückschritt in Sachen Tierwohl - und auch Tradition, die Almbewirtschaftung gehört in der Steiermark ja einfach dazu!"

Zudem müssten Bauern ihre Weiden rigoros absperren. „Das wird schwierig und würde sich massiv auf die Wanderwege auswirken. Und damit auf den Tourismus“, so der Präsident.

Sorgen beim steirischen Tourismus
Was Tourismusboss Erich Neuhold nur bestätigen kann: „Für Gäste geht es im Urlaub oft um das Erleben der Landschaften, ums Hinausgehen in die Natur, sie wollen aktiv sein, Ausblicke genießen. Das macht den Reiz der Steiermark ja schließlich auch aus. “

Wachsen die Almen zu?
Und das Landschaftsbild würde sich massiv ändern. Titschenbacher: „Wenn Almen nicht mehr für die Tiere genutzt werden, muss man sie ja auch nicht bewirtschaften. Verwaldung und Verbuschung wären die Folgen.“ Seitinger verweist ebenfalls auf die Tourismuswirtschaft, die mit „schönen Hochglanzbroschüren unsere gepflegten Landschaften an Millionen von Gästen vermarktet“.

Der Tiroler Bauer, der sogar Warnschilder an den Eingängen zu seiner Weide angebracht hatte, soll nun 490.000 Euro bezahlen, „Für einen Bergbauernbetrieb, dessen Jahreseinkommen im Schnitt unter 20.000 Euro liegt, nicht machbar und existenzvernichtend“, meint Titschenbacher.

Nächste Gerichtsinstanzen sind am Zug
Die Sympathien großer Teile der Bevölkerung dürften bei dem Landwirt liegen. Und, bei aller Betroffenheit zum Todesfall, können viele verstehen, wenn Mutterkühe ihre Kälber verteidigen, wenn der Mensch in ihren Bereich vordringen. Nun hofft man auf ein Einlenken der nächsten gerichtlichen Instanzen.

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