Breite Ablehnung

Die Haiminger Angst vor dem Tschirganttunnel

Tirol
23.02.2019 07:00

In Haiming glaubt man, eine Renaissance der Idee des Tschirgant-Tunnels zu spüren. Mit der Info-Veranstaltung „Trinkwasser sichern - Verkehr reduzieren“ traf man den Puls der Bevölkerung, die in Scharen in den Oberlandsaal pilgerte. Eingeladene Experten nährten in ihren Vorträgen die Haltung der Skeptiker, die vor allem die Trinkwasserversorgung in Gefahr sehen.

Sogar eine Abordnung aus dem Außerfern fand den Weg in den Haiminger Oberlandsaal, obwohl sie (noch) um den Tschirgant herum fahren musste. Die Thematik Verkehr brennt den Menschen offensichtlich unter den Nägeln, im Speziellen das „Loch durch den Berg“, das Gurgltal und Inntal verbinden sollte.

Volksbefragung und Gemeinderatsbeschluss
In der Erinnerung von BM Josef Leitner klafft allerdings kein Loch: „Die Haiminger Bevölkerung hat sich bereits im Jahre 2004 in einer Volksbefragung klar gegen den Tschirgant-Tunnel, der eigentlich Simmering-Tunnel heißen müsste, ausgesprochen und vor zwei Jahren haben wir einen Gemeinderatsbeschluss gefasst, dass wir unser Trinkwasserreservoire schützen müssen“. Und als solches sei das Tschirgant-Massiv ein außergewöhnlicher Speicher, ja, für Haiming und das Umfeld lebenswichtig. Dies sei mittels Probebohrungen im Jahre 2005 untermauert worden. Deshalb sei der Tunnel überflüssig.

Damit die Angst um das „Gold der Zukunft“ nicht als vage Vermutung dasteht, wurden zwei Experten aus Oberösterreich eingeladen. Der Geologe Oliver Montag wies in seinem Vortrag auf die besondere Fähigkeit des Kalkgesteines hin, Trinkwasser zu speichern und bemerkte: „Einen Tunnel-Bau ohne Auswirkungen auf das Grundwasser kenne ich nicht“. Mehr als eine Bestätigung dafür erhielt er vom zweiten Referenten Johannes Matzinger, Kulturtechniker der Wasserwirtschaft. Er berichtete von den massiven Folgen des Götschka-Tunnelbaus im Mühlviertel: „Der Tunnel-Bau hatte eine Grundwasserabsenkung von 50 Metern zur Folge. Ein Bach ist ausgetrocknet, die Landwirtschaft leidet noch heute darunter und die Quellen zweier Wassergenossenschaften sind versiegt“.

„Wasser ist gerade für Haiming lebenswichtig“
Wasser auf die Mühlen von Hubert Wammes, dem Obmann der hiesigen Wassergenossenschaft Haiming-Silz: „Der Tschirgant ist ein unglaublicher Trinkwasserspeicher, der gerade für eine Obstbaugemeinde wie Haiming lebenswichtig ist. Unsere Pumpstation kann im Extremfall auch als Trinkwasserversorgung dienen, uns interessieren keine finanziellen Abgeltungen“.

Die Themenlenkung hin zum Verkehr oblag nun dem Anti-Transiturgestein Fritz Gurgiser: „Wir reden mehr als 30 Jahre lang vom Fernpass-Stau, jetzt geht der Zirkus wieder los“. Der „Unruheständler“ setzt sich mit der Gruppierung „Staufreies Oberland und Außerfern“ dafür ein, dass ein Paket von Sofortmaßnahmen umgesetzt wird, allen voran die Neudefinition des Tonnagelimits über den Fernpass. Auch für Transitbekämpfer Gurgiser ist ein Tschirgant-Tunnel keine Lösung.

Tarrenz und Obsteig leiden am meisten
Naturgemäß anders sieht dies der Obsteiger BM Hermann Föger: „Tarrenz und Obsteig leiden extrem unter dem Verkehr. Für uns wäre der Tunnel sehr wichtig“.

Hubert Daum, Kronen Zeitung

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele