Neue Studie

Fehler aufgedeckt: Was Wohnungen so teuer macht

Wirtschaft
23.02.2019 06:00

Das ist starker Tobak, was Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria, mit seinen Experten Dr. Wolfgang Schwarzbauer und Philipp Koch in seiner neuesten Studie über die steigenden Wohnungskosten präsentiert: Die Politik fuhrwerkt offenbar mit falschen Mitteln und verschlechtert zum Teil die Lage sogar noch.

Dass die Mieten steigen, sei in erster Linie einer steigenden Nachfrage bei einem nicht entsprechend wachsenden Angebot geschuldet. Dr. Tobias Thomas: „Eine zunehmende Verstädterung, Zuwanderung und der Trend zu Single-Wohnungen sind Triebfedern dieser Entwicklung.“ Wer jedoch mit Mietobergrenzen diese Tendenz stoppen möchte, ist auf dem falschen Dampfer unterwegs.

Die wichtigsten Studienergebnisse im Einzelnen

  • Schon jetzt unterliegen 70 Prozent der Mietverhältnisse in Österreich einer Mietpreisregulierung, in Wien sind es sogar 80 Prozent. Wer noch schärfere Obergrenzen verlangt, bewirkt, dass das Angebot geringer wird und die freien Mieten noch mehr „explodieren“. Thomas: „Das würde das Problem der Wohnungsknappheit sogar verschärfen!“

  • Da die Bevölkerungszahl in Österreich von jetzt 8,8 Millionen bis 2030 auf 9,3 Millionen steigen wird, ist hier ein wichtiger Faktor für weiter steigende Wohnungsnachfrage gegeben. Hinzu kommt die Tendenz zu Einpersonenhaushalten, vor allem in Wien.

  • Was die Eigentumsverhältnisse an den Wohnungen betrifft, gibt es zwischen dem Österreich-Durchschnitt und Wien große Unterschiede: Im ganzen Land stehen 47,8 Prozent der Wohnungen im Eigentum, 42,2 Prozent sind gemietet, davon sind nur 26,7 Prozent frei vereinbar. In Wien ist die Lage ganz anders: Da sind 76,6 Prozent der Wohnungen gemietet, auf freie Mieten entfallen jedoch nur 19,8 Prozent, 30 Prozent sind Gemeindewohnungen, 26,3 Prozent Genossenschaftswohnungen und 23,5 Prozent regulierte Altbauwohnungen (siehe Grafiken).

  • Stark gestiegen sind die Grundstückspreise, in Salzburg in den letzten zehn Jahren um 80 Prozent, in Innsbruck um 60 Prozent. Auffallend ist auch, dass in Österreich im Vergleich zum Ausland die Baukosten viel rasanter gestiegen sind: hierzulande zwischen 2005 und 2017 um 36 Prozent, in Deutschland nur um 13 Prozent. Bei uns haben überbordende Bauvorschriften und speziell geforderte Ausstattungen zum Preisanstieg beigetragen.

  • In Österreich geht im Schnitt ein Fünftel der Haushaltsausgaben fürs Wohnen drauf, damit liegen wir etwas besser als viele andere Länder.

  • Eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Mieten würde nur bei bestehenden Mietverträgen eine Verbilligung bewirken, diese wird jedoch bei jedem neuen Mietvertrag wieder kompensiert, sodass letztlich nur geringere Steuereinnahmen, aber keine billigere Miete übrigbleibt. In Deutschland gibt es so eine Mehrwertsteuer-Mietbefreiung, die Mieten sind in Großstädten wie Hamburg oder München trotzdem stark steigend.

Wer sich eine Mietwohnung nicht leisten kann, dem ist mit der direkten Wohnbauhilfe geholfen: Deren Höhe ist den Bundesländern überlassen, 2017 wurden insgesamt 296 Millionen Euro dafür ausbezahlt. Thomas: „Sozial gestaffelte Mietkostenzuschüsse können geeignet sein, um den Wohnraum für manche leistbar zu machen. Solche Zuschüsse lösen aber nicht das Grundproblem, nämlich dass einer großen Nachfrage zu wenig Wohnungsangebot gegenübersteht.“

Kronen Zeitung

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