Erfundener Protagonist
Auch „Süddeutsche“ hat jetzt einen „Fall Relotius“
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat die Zusammenarbeit mit einem freien Journalisten beendet, der nach Angaben des Blatts in einer noch nicht veröffentlichten Geschichte des „Süddeutsche Zeitung Magazins“ einen Protagonisten erfunden hat. Der Autor habe zugegeben, dass Zweifel an der Geschichte berechtigt seien, teilten die Chefredaktionen beider Druckwerke am Mittwoch mit. Sie orten einen „groben Verstoß gegen die journalistischen Standards“. Der Fall erinnert an den im Dezember aufgeflogenen „Lügenreporter“ Claas Relotius, der unter anderem für den „Spiegel“ tätig war.
Bei der Überprüfung weiterer Texte des „SZ“-Mitarbeiters habe sich herausgestellt, dass „in einer Geschichte des Journalisten fremdsprachige Zitate unsauber wiedergegeben wurden und dadurch Sachverhalte ungenau dargestellt worden sind“. Anhaltspunkte für weitere „schwerwiegende Verstöße“ gegen die journalistischen Standards habe es nicht gegeben.
Erinnerungen an „Lügenreporter“ beim „Spiegel“
Am 19. Dezember hatte der „Spiegel“ den Relotius-Fälschungsskandal öffentlich gemacht und die Zusammenarbeit mit dem preisgekrönten Reporter umgehend beendet. Von Relotius waren dem Magazin zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei „Spiegel Online“ erschienen.
Relotius selbst bestreitet den Vorwurf, dass er Spenden, die nach einem seiner Artikel über syrische Kinder bei ihm eingingen, für sich persönlich verwendet habe. Zugleich heißt es in einem Schreiben seiner Anwälte: „Unser Mandant hat bereits eingeräumt, dass er bei seinen Reportagen - im Wesentlichen im Magazin ,Der Spiegel‘ - über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden hat.“
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