Russische Hacker?

Riesiges Hakenkreuz in Einkaufszentrum in Kiew

Ausland
20.02.2019 14:53

Diese „Dekoration“ sorgt nicht nur in der Ukraine für Entsetzen: In einem Einkaufszentrum mitten in der Hauptstadt Kiew ist eine Treppe mit einem riesengroßen LED-Hakenkreuz „geschmückt“ worden. Bilder und Filmmaterial von dem nicht zu übersehenden Nazi-Symbol tauchten am vergangenen Montag auf Facebook auf - und sorgten auch in Israel für empörte Reaktionen. Während Jerusalem die Nationalisten in der Ukraine Sorgen bereiten, macht der ukrainische Botschafter in Israel russische Hacker für die Aktion verantwortlich.

Die auf Facebook geteilten Aufnahmen zeigen, wie Menschen beim Bummeln in der Gorodok Gallery die Treppe hinauf- und hinuntersteigen - deren mittlerer Abschnitt von einem großen Hakenkreuz aus LED-Lichtern verziert ist. Die LED-Treppen mit dem Hakenkreuz wirken umso bizarrer, prangt doch im Hintergrund gut sichtbar ein großes rotes Herz über den Stufen, wie in dem Video zu sehen ist. Zusammengenommen ergibt sich dadurch die Botschaft: „Nazi Liebe“.

Das Video dürfte am vergangenen Samstag aufgenommen worden sein, wie Eduard Dolinsky, der Direktor des Ukrainischen Jüdischen Komitees, gegenüber israelischen Medien erklärte. Nur wenige Stunden später seien dann mehrere hundert Nationalisten mit Fackeln durch Kiew marschiert, so Dolinsky.

Die Verwaltung des Einkaufszentrums entschuldigte sich mittlerweile für den Vorfall. Demnach sei das Computersystem durch einen Hackerangriff manipuliert worden, schrieb der ukrainische Botschafter in Israel in einem Brief an die Jerusalem Post. „Wir betrachten diesen schrecklichen Zwischenfall mit dem Hackerangriff im Einkaufszentrum Gorodok Gallery als Teil eines ‘hybriden Informationskriegs‘, dem die Ukraine seit 2014 ausgesetzt ist und bei dem die Russische Föderation alle möglichen Propagandamaßnahmen anwendet“, so der Botschafter. Die Polizei fahnde nach den Verantwortlichen, schließlich sei „die Verwendung von Nazisymbolen durch die ukrainische Gesetzgebung verboten“.

Einkaufszentrum wohl nicht zufällig für Aktion ausgewählt
Die Platzierung der Nazi-Dekoration in der Gorodok Gallery dürfte nicht zufällig gewählt worden sein: Das Einkaufszentrum befindet sich auf der Stepan Bandera Avenue - und hieß früher Moscow Avenue. Sie wurde 2016 nach Bandera benannt, trotz Protesten einiger jüdischer Gemeindeleiter und ukrainischer Polen, deren Gemeinde auch Kriegsverbrechen durch Banderas Truppen erlitt.

Bandera ist eine der schillerndsten Figuren der ukrainischen Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Anführer ukrainischer Nationalisten gegen die sowjetische Herrschaft, Historiker werfen ihm dabei die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vor. Seine Verbände sollen auch an einem Massaker an Juden und Kommunisten 1941 im westukrainischen Lemberg beteiligt gewesen sein.

Allerdings saß Bandera später auch mehrere Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen, nachdem er sich gegen die Nazis gewendet und einen unabhängigen ukrainischen Staat ausgerufen hatte. Bandera wurde 1959 in München von Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB aufgespürt und ermordet. In seiner Heimat wird er teils als Nationalheld verehrt, teils als Kollaborateur und Verräter verachtet.

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