„Schutz des Landes“

London entzieht IS-Braut Staatsbürgerschaft

Ausland
20.02.2019 15:16

Die britische Regierung hat ihre Drohung wahr gemacht und entzieht der IS-Anhängerin Shamima Begum, die sich derzeit in einem syrischen Flüchtlingslager aufhält, die Staatsbürgerschaft. Die Bitte der jungen Frau um eine Rückkehr in die Heimat wurde damit am Mittwoch abgeschmettert. Die 19-Jährige zeigte sich „schockiert“. Begum hatte sich im Jahr 2015 im Alter von 15 Jahren gemeinsam mit Mitschülerinnen der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien angeschlossen. Vier Jahre später will sie nun heimkehren, um die Überlebenschancen ihres neugeborenen Kindes zu erhöhen. Ihr Fall sorgt seit Tagen in Großbritannien für Debatten. Diese werden durch die Entscheidung in London wohl erneut befeuert.

„Ich finde das ungerecht für mich und meinen Sohn“, sagte die 19-Jährige dem Sender ITV in Nordsyrien. Medienberichten zufolge geht die Regierung in London davon aus, dass Shamima Begum Anspruch auf die Staatsbürgerschaft Bangladeschs hat, da ihre Familie ursprünglich von dort stammt. Möglicherweise beantrage sie nun die Staatsbürgerschaft der Niederlande, sagte die 19-Jährige. 2015 war sie mit einem IS-Kämpfer aus den Niederlanden verheiratet worden. „Um dieses Land zu schützen“, könne das Innenministerium jemandem die Staatsbürgerschaft entziehen, wenn die Person nicht in die Staatenlosigkeit entlassen werde, sagte eine Regierungssprecherin. Entsprechende Entscheidungen würden „nicht leichtfertig getroffen“.

Wird junge Frau nun staatenlos?
Der Anwalt der Familie in Großbritannien, Tasnime Akunjee, bezeichnete die Entscheidung der Regierung als „sehr enttäuschend“. Menschen dürften nicht durch eine solche Ablehnung staatenlos werden. Begum sei zwar in Bangladesch geboren, habe aber nur einen britischen Pass. Man werde alle Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen.

In anderen Interviews hatte Begum am Wochenende an das „Mitgefühl“ der britischen Behörden appelliert. Nach dem Tod ihrer ersten beiden Kinder hoffte die junge Frau, dass sie ihren dritten Sohn nun in Großbritannien aufziehen kann. Ihren Umzug nach Syrien bereut die 19-Jährige aber nach wie vor nicht, wie sie gegenüber Medien erklärte.

Debatte über Schicksal inhaftierter IS-Kämpfer
In Syrien sitzen derzeit Hunderte ausländische IS-Kämpfer und ihre Angehörigen in kurdischer Haft, unter ihnen auch mindestens eine Frau aus Wien. Ihr Fall sorgt seit einigen Tagen für Diskussionen über die Rücknahme von IS-Kämpfern. Auch sie hat einen eineinhalbjährigen Sohn, mit dem sie gemeinsam zurück nach Österreich möchte. Das Außenministerium prüft derzeit Möglichkeiten einer Rückholung. Angeheizt wurde die Debatte um IS-Kämpfer maßgeblich von US-Präsident Donald Trump, der europäische Staaten aufrief, ihre Staatsbürger aus Syrien zurückzunehmen und in Europa vor Gericht zu stellen.

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