Es fehlt an Personal

Salzburger Gericht wird tot gespart

Salzburg
20.02.2019 07:00

Verzweiflung pur bei Gerichtsmitarbeitern, Berge von Akten und Kündigungen wegen Überbelastung und Burnout: Das sieht und hört die „Krone“ im Landesgericht - Salzburgs Justiz ringt nach Luft. Es fehlt am Verwaltungspersonal. Und was macht der Bund? Der fragt, wo noch eingespart werden kann.

Das Justizministerium spart und spart – ohne Wenn und Aber. Abgänge werden nicht nachbesetzt, der Personalstand – insbesondere bei Kanzleikräften – hat einen nie dagewesenen Tiefstand erreicht. Worte wie „katastrophal“ fallen bei Gesprächen: „Ich habe Angst, Urlaub zu nehmen“, sagt eine Bedienstete hinter vorgehaltener Hand. „Will der Minister, dass wir alle umfallen?“, fragt eine andere und spricht von Kündigungen aufgrund von Krankheitsfällen – Stichwort Burnout! Zwei haben gerade erst das Handtuch geworfen und gehen im April, zumindest eine wegen der Arbeitsüberlastung.

Erfahrene Mitarbeiterin: „Es war nie so schlimm!“
Selbst erfahrene und langjährige Mitarbeiter sind den Tränen nahe. „Du fängst mit Vollgas an und gehst mit brummendem Kopf heim“, spricht eine Kanzleikraft von immensem Druck. Fällt eine Schreibkraft krankheitsbedingt aus, gibt es oft keine Vertretung. Überhaupt ist jede Krankmeldung wie eine Hiobsbotschaft für die Kollegen. Überstunden sind ohnehin der Regelfall: sieben bis zehn sind es jede Woche, verrät eine Betroffene.

Ein Kreislauf, der binnen zweier Jahren extreme Ausmaße erreichte. Besonders im Strafbereich: Dort warten derzeit Akten vom September! Fünf bis sechs Strafrichter kommen auf zwei Kanzleikräfte. Erst vor wenigen Jahren wurde von sechs auf vier Strafabteilungen zusammengestutzt – mindestens eine müsse wieder her, so die Betroffenen.

Anklagebehörde findet keine neuen Lehrlinge
Ähnliches bei der Staatsanwaltschaft: 2015 arbeiteten dort 13 Schreibkräfte, jetzt sind es elf. Umgerechnet heißt das: ein Sechstel weniger Personal, dafür ein Sechstel mehr Arbeit. Auch deshalb werden seit Sommer drei neue Lehrlinge gesucht. Vergeblich! Nicht nur, dass keiner die Mindestanforderungen erreichte, einige verzichteten trotz Einladung auf das Vorstellungsgespräch. Ein Grund: Es gibt keine Einstellungszusage für die Zeit nach der Lehre.

Geht es nach dem Bund, sollte auf Leasingkräfte und Praktikanten gesetzt werden – in einem Bereich, wo Erfahrung, Genauigkeit und Verantwortung das Um und Auf sind. Und wie reagiert das Justizministerium? Mit einem Schreiben, wonach die Gerichte Möglichkeiten ausloten sollen, wo und wie noch eingespart werden kann ...

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