Bruno Ganz tot

Iffland-Ring: Ein Mythos sucht neuen Träger

Österreich
18.02.2019 16:55

Mit Bruno Ganz ist am Wochenende der Träger des Iffland-Ringes verstorben - wer dieses „Kronjuwel des deutschsprachigen Theaters“, das testamentarisch von Träger zu Träger vermacht wird, nun erhält, bleibt aber noch ein Geheimnis. Die Bekanntgabe werde erst nach der Beerdigung von Bruno Ganz stattfinden, hieß es am Montag aus dem Burgtheater.

Das Schreiben, mit dem Ganz seinen Nachfolger bestimmt hat, ist bei der Bundestheater-Holding hinterlegt. 2014, nach dem Tod von Gert Voss, hatte Ganz seine Verfügung ändern müssen - er hatte Voss als Nachfolger vorgesehen. Laut Statuten wird der Ring „durch den jeweiligen österreichischen Bundesminister für Unterricht im Wiener Burgtheater“ überreicht.

Laut Überlieferung von Goethe an Schauspieler übergeben
Der Iffland-Ring besitzt eine weitreichende Tradition: Laut Überlieferung wurde er von Goethe dem Schauspieler, Dramatiker und Theaterleiter August Wilhelm Iffland (1759-1814) übergeben und ist dem jeweils bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler weiterzugeben. Der Ring aus Eisen trägt einen großen, blauvioletten Halbedelstein, den der Kopf des Künstlers ziert, umgeben von 28 kleinen Diamanten.

Den Iffland-Ring hat der Künstler der Legende nach 1813 an Ludwig Devrient übergeben, der ihn an seinen Neffen Emil Devrient weitergegeben haben soll. Von diesem ging er an den berühmten Darsteller Theodor Döring über, der ihn an den damals bekanntesten Schauspieler Friedrich Haase vermachte. So besagt es das älteste Dokument zum Iffland-Ring, ein vergilbter Zettel, der an der Unterseite des Etuis klebt, das den Ring verwahrt. Haase, 1827 in Berlin geboren, hatte 1875 darauf vermerkt: „… von Theodor Döring an Friedrich Haase, ein Ring mit Ifflands Bildnis, den derselbe Ludwig Devrient in Berlin übergab. Gewidmet von Dörings Witwe an mich 75“.

Als Theaterleiter hatte Iffland, der Franz Moor in der Uraufführung von Schillers „Räuber“ (1782), ab 1796 Direktor des Königlichen Nationaltheaters in Berlin und 1811 Generaldirektor der Königlichen Schauspiele, Berlin zur führenden Theaterstadt gemacht.

Überzeugt, dass ein Fluch auf dem Ring liegen muss
Friedrich Haase übergab 1908 den Ring an Albert Bassermann, und so entstand die Tradition der Weitergabe des Ringes an den „Würdigsten“. Albert Bassermann bestimmte 1911 Alexander Girardi als nächsten Ringträger. Nach Girardis Tod wollte Bassermann den Ring an Max Pallenberg weitergeben, der jedoch tödlich verunglückte. Danach bestimmte Bassermann Alexander Moissi zu seinem Nachfolger als Ringträger. Als auch Moissi starb, war Bassermann der Überzeugung, dass ein Fluch auf dem Ring liegen müsse, und er weigerte sich, einen weiteren Nachfolger zu bestimmen. Er übergab den Ring 1935 dem Bundestheatermuseum in Wien, der bis zu seinem Tod in der Obhut des österreichischen Unterrichtsministeriums bleiben sollte.

Nach Bassermanns Ableben 1952 in Zürich beschloss der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel, dass die legendäre Tradition des Ringes per Statut fortgeführt werden sollte. Eine Jury als Vertretern der deutschsprachigen Bühnen (Deutschland, Österreich, Schweiz) entschied 1954, den Ring an Werner Krauß anlässlich seines 70. Geburtstages als dem „würdigsten“ noch lebenden deutschen Schauspieler zuzuerkennen.

Nach den damaligen Festlegungen des Unterrichtsministers hat der jeweilige Träger des Ringes „spätestens drei Monate nach der Verleihung“ seinen Nachfolger in einem verschlossenen und „womöglich versiegelten“ Schriftstück zu nennen und dieses „eigenhändig oder auf dem Postwege eingeschrieben“ der Bundestheaterverwaltung zu übermitteln.

Ringträger muss Rückgabe des Ringes nach seinem Tode sichern
„Der Ring bleibt im zweckgebundenen Eigentum der Republik Österreich (Bundestheaterverwaltung) und wird von ihr nach dem Tod des jeweiligen Ringträgers bis zur Neuverleihung verwahrt. Dementsprechend hat der Ringträger nach Möglichkeit alle Vorkehrungen zu treffen, um die Rückgabe des Ringes an die Bundestheaterverwaltung nach seinem Tode zu sichern“, heißt es in den Richtlinien.

Das Schriftstück, das Werner Krauß diesen Bestimmungen entsprechend am 6. Dezember 1954 bei der Österreichischen Bundestheaterverwaltung deponiert hatte, lautete: „Ich habe den Wunsch, daß nach meinem Tode den Iffland-Ring Josef Meinrad erhält.“ In einem Schreiben hatte Krauß seinen Nachfolger unter anderem wissen lassen: „Sie, lieber Josef Meinrad, sind für mich, in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit, Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste.“ Kammerschauspieler Josef Meinrad übernahm den Ring am 23. November 1959 auf der Bühne des Burgtheaters.

Nach seinem Tod 1996 war eine Verfügung über den Nachfolger zunächst nicht auffindbar und wurde erst nach zweitägiger Suche im Archiv des damaligen Bundestheaterverbandes gefunden. „Mein Wunsch ist es, daß nach meinem Tode Bruno Ganz den Ifflandring erhält“, stand darauf zu lesen ...

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