Oper Graz:

„König Roger“ als düsteres Ideendrama

Steiermark
15.02.2019 15:11
In „König Roger (Król Roger)“ lässt der polnische Komponist Karol Szymanowski zwei gegensätzliche Ideen aufeinanderprallen. Für die Grazer Erstaufführung malt Regisseur Holger Müller-Brandes düstere Bilder, während Dirigent Roland Kluttig aus dem musikalischen Farbtopf schöpft.

Die Handlung dieser 1926 uraufgeführten Oper ist nicht sehr dramatisch, vielmehr geht es um die innere Zerrissenheit des Königs und des Menschen Roger, um seine Selbstfindung. Dabei hilft ihm die Konfrontation mit dem Hirten, einem Verfechter der Leben und Lieben bejahenden dionysischen Religion. Die steht in direktem Gegensatz zum auf das Jenseits fokussierte Christentum, das der König zu vertreten hat.

Für diesen Ideenwettstreit findet Szymanowski fesselnde Klänge voller Farben und Nuancen, die zwar zahlreiche Einflüsse von Wagner bis Debussy anklingen lassen, aber doch eine sehr eigenständige Tonsprache entwickeln. Es ist Musik, die einen in fremde Welten und mystische Sphären trägt, die einen förmlich mitreißt.

Roland Kluttig ist ein souveräner Verwalter dieses musikalischen Farbenreichtums. Er hat mit den Grazer Philharmonikern und dem Ensemble akribisch gearbeitet, ist ein sicherer und unmissverständlicher Führer durch diesen komplexen Kosmos. Auch wenn die Sänger mitunter Schwierigkeiten haben, sich gegen die musikalische Wucht aus dem Graben durchzusetzen.

Weniger farbenreich präsentiert sich Holger Müller-Brandes’ Regie. Er zeichnet düstere Stimmungsbilder, setzt auf die Psychologie der Figuren, zeigt ihre Beziehungen in ausdrucksstarken Gesten und Minen. Das wirkt mitunter etwas statisch und eintönig, entspricht aber dem oratorienhaften Charakter des Werkes. Und es sind schön anzuschauende Bilder, die er gemeinsam mit Bühnenbildnerin Katrin Lea Tag und dem Lichtdesigner Sebastian Alphons malt. Selbst Lejla Ganics Kostüme fügen sich in dieses überwiegend monochrome Gemälde.

Spannend ist natürlich das Zusammenspiel von Roger und dem Hirten. Bariton Kay Stiefermann, der die ersten zwei Vorstellungen für Markus Butter übernimmt, gibt den zweifelnden Herrscher am Scheideweg überzeugend. Sein strahlender Gegenpart ist Andrzej Lampert als göttlicher Hirte, der mit seinem lyrischen Tenor die Herzen (auch des Publikums) gewinnt. Als Roxane verströmt Aurelia Florian sphärische Klänge. Manuel von Senden ist als Edrisi gewohnt souverän, so wie Wilfried Zelinka als Erzbischof und Marijana Grabovac als Diakonissin.

Das Gesamtbild dieses gelungenen Opernabends wird durch das die Ekstase verkörpernde Ballett (einstudiert von Beate Vollack) und den hervorragenden Chor (Bernhard Schneider) vervollständigt.

Mit diesem intensiven „König Roger“ bietet die Grazer Oper die Gelegenheit, ein unbekanntes Werk zu entdecken, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

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