In Horror-Zoo

Folter in Gaza: Krallen mit Gartenschere entfernt

Tierecke
15.02.2019 09:56

Schockierende Aufnahmen aus Gazas ältestem Zoo in Rafah haben die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ erreicht. Ende Jänner 2019 wurden dort einer jungen Löwin mit einer Gartenschere die Krallen entfernt. Grund für die brutale Prozedur: Der Zoobesitzer lässt Besucher mit der 14-monatigen Löwin spielen. Die fehlenden Krallen sollen das Verletzungsrisiko reduzieren. „Vier Pfoten“ verurteilt den Eingriff aufs Schärfste und fordert die Schließung des Zoos, in dem über 40 weitere Tiere in katastrophalen Umständen gehalten werden. 

Die Tierschutzorganisation hat bereits Gespräche mit den verantwortlichen Behörden aufgenommen. Die Aufnahmen der verstümmelten Löwin tauchten nur wenige Wochen nach dem Tod von vier Löwenjungen im selben Zoo auf. Das Entfernen der Krallen ist für Großkatzen eine besonders schmerzhafte Prozedur mit langanhaltenden Schäden. Natürliches Verhalten, wie das Fassen von Nahrung oder klettern, sind kaum noch möglich. „Krallen sind sozusagen die Finger und Zehen für Löwen. Die Entfernung dieser ist absolute Tierquälerei und weltweit verboten“, sagt „Vier Pfoten“-Tierarzt Dr. Amir Khalil, der 2014 und 2016 bereits zwei Zoos in Gaza evakuierte.

„Wir sind bereit, zu helfen!“
Die brutale Prozedur wird oft mit der Amputation aller Finger eines Menschen bis zum ersten Knöchel verglichen. „Wir sind schockiert, dass der Besitzer des Rafah Zoos diesen Eingriff erlaubt hat. Auch die Beweggründe sind inakzeptabel. Ein Löwe ist ein für Menschen gefährliches Raubtier und kein Spielkamerad. Der Zoobesitzer hat erneut gezeigt, dass er fahrlässig mit den Leben von Menschen und Tieren umgeht. Wir fordern deshalb die verantwortlichen Behörden auf, den Zoo zu schließen und artgemäße Lösungen für die Tiere zu finden. Wir sind bereit zu helfen“, so Khalil.

Rafah Zoo: Über 40 Tiere leiden
Der Zoo in Rafah wurde 1999 eröffnet und liegt südlich im Gazastreifen an der ägyptischen Grenze. Von dort werden durch unterirdische Tunnel immer wieder Wildtiere nach und aus Gaza geschmuggelt. Viele der Tiere kamen seit der Eröffnung des Zoos bei Raketenangriffen und Kriegsgefechten ums Leben. Einige von ihnen sind nach wie vor ausgestopft im Rafah Zoo ausgestellt. Aktuell leben 49 Tiere - unter anderem fünf Löwen, eine Hyäne, mehrere Affen, Wölfe, Emus, Katzen, Hunde und exotische Vögel - in engen und desolaten Käfigen. Die schlechten Haltungsbedingungen, mangelnde Nahrung und fehlende medizinische Betreuung haben ihren Spuren an den Tieren hinterlassen.

Verhandlungen mit Verantwortlichen laufen
Zuletzt war der Zoo Anfang des Jahres in den Schlagzeilen, nachdem vier Löwenwelpen erfroren sind. „Vier Pfoten“ möchte dem Leiden der Tiere im Rafah Zoo endlich ein Ende setzen. Dafür laufen bereits erste Verhandlungen mit den Verantwortlichen. Seit 2014 ist der Verein in Gaza aktiv und hat bereits zwei Zoos - Al-Bisan Zoo und Khan Younis Zoo - in der Region evakuiert und geschlossen. Die ehemaligen Zoobewohner wurden in eigene Tierschutzzentren überstellt. Auch der Zoo in Rafah ist für die die internationale Tierschutzorganisation kein Unbekannter. 2015 verkaufte der Zoobesitzer die zwei Löwenwelpen „Max“ und „Mona“ an einen Einheimischen, der sie seinen Enkeln schenkte. Fotos der beiden Löwen inmitten eines Flüchtlingslagers gingen um die Welt. „Vier Pfoten“ konfiszierte die Tiere und brachte sie in ihr Tierschutzzentrum in Jordanien.

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