Innsbrucker Hotspots

„Problemklientel besser in der Stadt verteilen“

Tirol
14.02.2019 08:00
Auf den Faktor Zeit baut die Innsbrucker Stadtregierung augenscheinlich im Problemfall Kapuzinergasse! Wie berichtet, sind dort viele Anrainer untragbaren Zuständen ausgesetzt – sie werden teils von Klienten einer Sozialeinrichtung belästigt und tyrannisiert. Um dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen, sollen die Problempersonen, wie auch jene von anderen Hotspots, entflechtet und auf das gesamte Stadtgebiet verteilt werden. Das funktioniere aber nicht von heute auf morgen.

Die ersten Mieter haben bekanntlich bereits das Handtuch geworfen – ziehen mit Ende Februar aus ihrer Wohnung in der Kapuzinergasse aus. „Regelmäßig sitzen stark betrunkene Menschen auf den Bänken vor der Teestube – und zwar genau am Gartenzaun zu unserer Wohnung. Sie geben extrem laute Geräusche von sich“, heißt es etwa im Kündigungsschreiben. Und das ist noch nicht alles – immer wieder komme es zu Prügeleien unter den Personen, Passanten werden angeschnauzt und beleidigt – und manchmal sogar attackiert.

Viele fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen – die derzeitige leichte Entspannung der Lage ist wohl nur auf die kalte Jahreszeit zurückzuführen. Das gibt gewissermaßen auch Vizebürgermeister Franz X. Gruber zu, der einmal mehr betont: „Ich verstehe die Anrainer. Es kann nicht sein, dass es in Innsbruck Plätze gibt, wo Leute nicht mehr leben oder sich aufhalten wollen.“

Alkoholverbot und Co.
Neben der Kapuzinergasse meint Gruber die Umgebung der Mentlvilla (Notschlafstelle) in Wilten. Einige Maßnahmen – etwa intensivere Bestreifung, verstärkter Einsatz von Sozialarbeitern – seien bereits umgesetzt worden. Und Ende Februar soll im Gemeinderat über ein Alkoholverbot abgestimmt werden.

Zudem haben neue Sozialeinrichtungen wie die Katharina- oder die Norbertistube beim Stift Wilten ihre Arbeit aufgenommen. Diese Maßnahmen hätten zwar zu einer Entlastung geführt, das Problem sei damit aber noch lange nicht gelöst.

Über kurz oder lang brauche es eine Entflechtung der Hotspots, so Gruber. Die Personengruppen müssen „besser in der Stadt verteilt werden, damit sich nicht alles auf wenige Standorte begrenzt. Je kleiner die Gruppen, desto besser die sozial- und sicherheitspolitische Betreuung.“ Und dafür braucht es freilich weitere Einrichtungen – was wiederum zu weiteren Anrainerprotesten führen könnte. Gruber macht keinen Hehl daraus, dass die Standortsuche sehr schwierig ist.

Kritik in Richtung Grüne
Zurück in die Kapuzinergasse: Gruber kritisiert Stadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) und den Verein für Obdachlose, dass beim Thema „Sonnenplatzl“ nichts weitergeht. Gemeint ist hier ein bei der Sozialeinrichtung abgegrenzter Platz für Klienten, damit sich diese nicht auf der Straße aufhalten müssen. „Das muss endlich realisiert werden.“

Die Anrainer werden also weiter auf die Geduldsprobe gestellt. Gruber kündigt für die nächsten Wochen weitere Bürgerversammlungen an, bei denen die Betroffenen über den Status quo und weitere Pläne aufgeklärt werden sollen. Ob sich die verärgerten Anrainer damit besänftigen lassen, ist mehr als fraglich...

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