Wirbel im Innviertel

Bereits 26 Gegner von Freileitungen enteignet

Oberösterreich
11.02.2019 19:00
Bis 2026 werden in Oberösterreich 180 Kilometer neue Hochspannungsleitungen verlegt und weitere 300 Kilometer leistungsstärker gemacht. Kosten: 800 Millionen Euro. Vor allem gegen die Freileitungen legen sich Bürger quer. In Taiskirchen wurden 26 Grundbesitzer enteignet, 39 Fälle könnten noch dazukommen.

Im Innviertel, Mühlviertel und im Almtal stehen seit Jahren viele Menschen unter Strom. Sie kämpfen gegen die Pläne für den Bau von 110-kV-Stromleitungen vor ihrer Haustür an. Die Bürgerinitiativen haben sich bestens miteinander vernetzt. Gemeinsam werden sie am 28. Februar vor dem Linzer Landhaus aufmarschieren. Ziel: Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) als obersten Eigentümervertreter der Energie AG von der Verlegung von Erdkabeln – oder zumindest eine genaue Prüfung von Alternativen – zu überzeugen.

„Die Menschen im Mühlviertel haben ein Recht darauf, dass Alternativen zur Freileitung gründlich begutachtet werden. Nur so kann fundiert entschieden werden“, poltert der Mühlviertler SPÖ-Landtagsabgeordnete Michael Lindner. Mit der Interessensgemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel will er die Hochspannungsleitung von Rainbach nach Rohrbach verhindern. Die Kabel sollen unter die Erde wandern. Laut Energie AG ist das aber um ein Vielfaches teurer.

EU-Richter stoppten im Almtal die Bauarbeiten
Im Almtal schien die 110-kV-Leitung von Vorchdorf nach Kirchdorf bereits fix. Die ersten Bagger rollten an. Sie kamen aber jäh zum Stillstand, weil die Energie AG über 20 Hektar Wald gerodet hatte und damit zu stark in die Natur eingriff. Der EU-Gerichtshof ordnete nun an, zu klären, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Wann und ob weiter gebaut wird, ist völlig offen.

Die Wogen gehen schon seit 22 Jahren hoch
Seit 22 Jahren gehen auch im Innviertel wegen der 110- kV-Hochstromleitung von Ried nach Raab die Wogen hoch. Gleich 86 Grundbesitzer sind betroffen. 64 haben einen Verkauf ihres Grundstücks aber abgelehnt. Mittlerweile wurden 26 Personen enteignet. Einer davon ist Landwirt Johann Parzer aus Taiskirchen. 
„Krone“:  Was haben Sie sich gedacht, als Sie im Vorjahr von Ihrer Enteignung erfuhren?
Johann Parzer: Ich war richtig wütend. Es gibt sehr viele Alternativen zu Hochspannungsleitungen, etwa Erdkabel. Dieses wird aber wegen angeblich zu hoher Kosten abgelehnt. Über uns wird einfach drübergefahren.

„Krone“: Von wem sind Sie am meisten enttäuscht?
Parzer: Eigentlich von allen. Ich bin sauer auf die Landwirtschaftskammer, die Energie AG und natürlich auch auf die Politiker.

„Krone“: Wie viel Grund mussten Sie unfreiwillig abgeben?
Parzer: Insgesamt sind es 6200 Quadratmeter. Die Trasse auf meinem Feld ist rund 500 Meter lang und 14 Meter breit. Geplant ist, dass nur ein Masten errichtet wird. Da habe ich Glück gehabt. Auf anderen enteigneten Grundstücken sind sogar drei Masten geplant.

„Krone“: Wie hoch ist die Entschädigung ausgefallen?
Parzer: Ich bekomme dafür 25.000 Euro. Mir geht es aber nicht ums Geld. Es ist einfach ein Wahnsinn, dass nur 85 Meter von unserem Haus entfernt die Leitung verlaufen wird. Zum 30 Meter hohen Masten sind es auch nur 105 Meter.

„Krone“: Haben Sie bei einem Erdkabel keinerlei Bedenken, etwa dass bei Störungen Ihr Feld wieder aufgegraben werden muss?
Parze: Nein. Unweit der geplante Trasse verläuft jetzt schon eine unterirdische Glasfaserleitung und es gibt auch keine Probleme. Ich hoffe, dass es doch noch ein Umdenken gibt und das Erdkabel kommt.

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