Wald im Pitztal

Fasnacht: Der Draht der Mystik zum Himmel

Tirol
11.02.2019 13:00

Das Brauchtum lebt - und wie! Am Sonntag ging man in Wald im Pitztal nach vier Jahren wieder „in d‘ Fasnacht“. Der Pakt mit dem Himmel brachte um 11.57 Uhr Sonnenschein.

Show oder Brauchtum? Für einige wird es ersteres sein, den überwiegenden Teil der Besucher lockt allerdings die Mystik des uralten Kampfes Winter gegen Frühling zu den Fasnachten. Diesen Kampf erlebte man in Arzl beim Singeslerlaufen bereits vor einer Woche. Und nachdem Wald zur Gemeinde Arzl gehört, ist dies wohl das einzige Dorf mit zwei eigenständigen Fasnachten.

30 Kilogramm schwere Schellen
„A bissle bin i schu nervös“, gibt der erste „Schallner“ Kurt Krismer zu und richtet sich einige Minuten vor dem Zwölf-Uhr-Geläut, das den Start bedeutet, noch die Riemen seiner mit dem pompösen Aufputz verbundenen Holzlarve. Ein letzter Griff auf die 30 Kilogramm schweren Schellen. Plötzlich wird es heller. Wie bestellt zeigt sich um drei Minuten vor zwölf Uhr die Silhouette der Sonne. Die Verbindung der Fasnacht mit dem Übersinnlichen hat wieder neue Nahrung erhalten.

Nach vier Jahren nun wieder der Schellenklang und das „Gangle“ (Tanz von Schallner und Rollner) - die Tränen vieler Fasnachtler sitzen locker. Majestätisch und erhaben präsentieren sich nun die neun Schallner-Rollner-Paarle der Tausendschaft, die in den ohnehin engen Gassen im Spalier stehend Applaus spendet. Damit das Spalier nicht enger wird, dafür sorgen die Sackner mit ihrem Plumpsack, die Spritzer mit gezielten Wassergüssen und die Kübelemajen mit ihrem Puder, der das Ausstreuen von Samen für neues Leben symbolisiert.

Hexenbande, Bärentreiber, Waldmandln und Co.
Jetzt wird es auch akustisch lebendig, denn die Hexenbande tanzt ihren Tanz, um die Dämonen des Winters zu vertreiben. Auch die Bärentreiber mit ihren Bären frönen dieser Symbolik, denn letztendlich siegt der Bär, der den Frühling verkörpert. Dann die Waldmandln, ein Alleinstellungsmerkmal der Walder Fasnacht, deren Wurzeln angeblich bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen.

Am kommenden Sonntag endet der Oberländer Reigen mit dem Nassereither Schellerlaufen.

Hubert Daum, Kronen Zeitung

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