„Integration fördern“

SPD-Politiker: Türkisch statt Englisch in Schulen

Ausland
09.02.2019 08:40

In Deutschland ist eine heftige Debatte um den Englisch-Unterricht in Grundschulen ausgebrochen. Anlass dafür war der Vorstoß eines SPD-Politikers, das Fach ganz abzuschaffen und stattdessen den Kindern künftig andere Fremdsprachen wie Türkisch, Russisch oder Polnisch zu lehren. Dadurch soll in erster Linie die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund gefördert werden. Die Idee stößt jedoch auf wenig Gegenliebe.

Es gebe viele Kinder mit Migrationshintergrund, die Türkisch, Polnisch oder Russisch sprechen, sagte der SPD-Politiker Tayfun Keltek (71) aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen. „Für die deutschen Kinder wäre es daher einfacher, sie würden diese Sprachen erlernen. Und die Kinder mit Migrationshintergrund hätten mehr Zeit, sich auf das Fach Deutsch zu konzentrieren“, so der Keltek in einem Interview mit dem Kölner „Stadt-Anzeiger“. 

„Für Kinder, die ohnehin zweisprachig aufwachsen, wäre es besser, diese Kenntnisse zu vertiefen, denn dann fällt ihnen später auch das Englische leichter“, ergänzte Keltek, der auch er Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Integrationsrates ist. Etwa ein Drittel aller Kinder im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands haben Migrationshintergrund.

Ministerium: „Englisch bleibt zentrale Fremdsprache“
Eine klare Absage für seinen Vorstoß erhielt Keltek von der nordrhein-westfälischen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP): „Es bleibt dabei, dass an Grundschulen und allen weiterführenden Schulen verpflichtend Englisch unterrichtet wird.“ Es gebe bereits ein breites Unterrichtsangebot in verschiedenen Herkunftssprachen wie Türkisch oder Polnisch. Der klassische Fremdsprachenunterricht werde aber nicht verändert. „Englisch ist und bleibt die zentrale Fremdsprache, die eine weltweite Kommunikation ermöglicht.“ Den Vorstoß von Keltek nannte Gebauer einen Schuss „über das Ziel hinaus“.

„Kinder müssen Deutsch lernen“
Auch Josef Kraus, ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, lehnte den Vorstoß ab: „Das halte ich für völlig falsch. Das ist absolut antiintegrativ. Wenn wir wirklich Integration in Deutschland haben wollen, dann heißt die Forderung: Die Kinder müssen Deutsch lernen und nichts anderes. Wir bekommen sonst noch mehr Parallelgesellschaften“, sagte er gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Uwe Brandl, forderte indes „eine sofortige Spracherziehung“ von Flüchtlingen und Migranten. Diese soll „vom ersten Tag des Hierseins“ und unabhängig von der Bleibeperspektive erteilt werden, sagte der CSU-Politiker und Bürgermeister der bayrischen Gemeinde Abensberg der „Welt“. 

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