Wie sehr der Kirchenkonflikt das Nervenkostüm der Kirchenvertreter belastet, wurde beim Sprechtag im Kolpinghaus deutlich. Wer das Foyer betrat und keine Einladung zu einem Gesprächstermin vorweisen konnte, wurde prompt zurück in die Kälte geschickt. Selbst der freundliche Hausherr Horst Michael Rauter bekam von den Organisatoren ein Auskunftsverbot aufgebrummt. Er selbst nahm es mit Humor.
Dabei hatten die Besucher des Sprechtages sehr wohl einiges mitzuteilen. Der pensionierte Steuerberater Adolf Rausch etwa berichtete, dass Bischof Lackner in einem 45-minütigen Gespräch „sehr gut zugehört“ habe. Rausch: „Ich wollte mit meinem Besuch zur Aufklärung beitragen. Ich hoffe, dass die Visitation positive Auswirkungen auf die ganze Kirche haben wird.“
Auch Joachim Gfreiner, ehemaliger Forstdirektor im Bistum, kam zum Sprechtag: „Ich will ein paar Fakten mitteilen, die vielleicht nicht bekannt sind.“ Er persönlich sei 2008 frühzeitig in Pension gegangen, weil ihm der Führungsstil nicht gefallen habe. „Ich schaue mir jetzt genau an, was die Folgen der Visitation sein werden“, meint Gfreiner.
Eine andere Teilnehmerin – sie wollte anonym bleiben – beklagte wiederum, dass alles Positive, was Bischof Schwarz bewirkt habe, einfach ignoriert werde: „Er hat im Hintergrund sehr vielen geholfen.“ Ihre Forderung an das Visitatorenteam: Es sollten alle Personen in der Kirche beleuchtet werden! „Das gilt für alle, die jetzt den Mund aufmachen. Das habe ich auch dem Visitator so mitgeteilt, und ich finde es positiv, dass ich heute Gehör gefunden habe“, sagt sie.
Zweiter Sprechtag am Samstag
Wegen des großen Andrangs findet heute noch ein zweiter Sprechtag statt. „Insgesamt kommen 50 Personen zu Wort. Mehr sind aus Zeitgründen nicht möglich. Wir mussten einigen absagen“, so Heidi Zikulnig, Sprecherin des Erzbischofs. Mit den Sprechtagen habe man jedenfalls gezeigt, wie sehr man zu Transparenz in der Kirche bereit sei...
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