„Illegaler Krim-Dreh“

Ukraine wirft Wehrschütz Grenzverletzung vor

Österreich
07.02.2019 21:31

Die ukrainische Regierung bleibt im Streit um eine Akkreditierung für den ORF-Auslandskorrespondenten Christian Wehrschütz hart und bringt nun einen neuen Vorwurf vor. In einem Schreiben des ukrainischen Botschafters in Wien wird die Ablehnung der Akkreditierung für die Konfliktgebiete im Osten des Landes mit einer Verletzung der Einreiseregelungen im Zuge von Dreharbeiten auf der von Russland „illegal gebauten“ Krim-Brücke im Vorjahr begründet. Das Bereisen der Krim-Brücke, die russisches Territorium mit von Russland besetztem Territorium verbinde, sei gesetzwidrig, erklärt Olexander Scherba. Der ORF und Wehrschütz selbst weisen die Vorwürfe zurück.

Konkret geht es um eine Reportage, die am 29. Juli in der „ZiB 1“ ausgestrahlt und am 30. Juli auch auf der Facebook-Seite des ORF-Journalisten veröffentlicht wurde. In dem Beitrag sei zu sehen, wie Wehrschütz‘ Kamerateam die „illegal gebaute“ Krim-Brücke überquere. „Herr Wehrschütz wusste ganz genau, dass dadurch die Souveränität der Ukraine verletzt und ein Verbrechen begangen wurde“, erklärt der Botschafter in seiner Stellungnahme, die auch krone.at vorliegt.

„Ein Affront gegenüber der Ukraine“
Scherba verweist gleichzeitig auf eine Erklärung des ORF-Journalisten, der im vergangenen Sommer auf seiner Facebook-Seite geschrieben hat, die Brücke nicht persönlich bereist zu haben, sondern einen Bekannten darum gebeten zu haben. „Dies ist nicht beweisbar. Sollte es sogar den Tatsachen entsprechen, bleibt es noch immer ein Affront gegenüber der Ukraine“, heißt es weiter. Aus der Sicht der journalistischen Ethik mache es keinen großen Unterschied, das Gesetz eines fremden Landes selbst zu brechen oder jemanden dazu anzustiften, begründet der ukrainische Diplomat.

Der ukrainische Botschafter unterstreicht aber, dass die Verweigerung der Akkreditierung für die Frontgebiete keine Reaktion auf Wehrschütz‘ kritische Haltung gegenüber der Ukraine sei, sondern auf eine bewusste Missachtung der Gesetze des Landes. Dies bedeute nicht, dass österreichische Journalisten und der ORF in der Ukraine nicht willkommen seien.

Wehrschütz: „Lokales Kamerateam, das schon oft dort gedreht hat“
Wehrschütz selbst will niemanden zu einer Grenzverletzung angestiftet haben. Gegenüber krone.at erklärt der 57-jährige ORF-Reporter, dass es sich um ein lokales Kamerateam gehandelt habe, das auch nicht zum ersten Mal auf der Krim-Brücke im Einsatz gewesen sei. „Wo ist da der Affront? Da müssten die jedes Mal eine Grenzverletzung begangen haben, als sie dort tätig waren oder einfach nach Russland hinübergefahren sind“, zeigt sich Wehrschütz fassungslos.

Der ORF sieht ebenfalls keine Gründe für eine Verwehrung der Akkreditierung, die übrigens erst am 4. Dezember - also Monate nach dem vorgeworfenen Grenzübertritt - erfolgt ist. Am Küniglberg weist man alle Vorwürfe zurück. Gleichzeitig hofft man weiterhin „auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den ukrainischen Behörden“. Man geht nach wie vor davon aus, dass nach Klärung des Sachverhalts Wehrschütz wieder Zugang zu allen Gebieten erhalte.

Regierung in Wien setzt sich „nachdrücklich“ für Wehrschütz ein
Auch die österreichische Bundesregierung setzt sich weiterhin „nachdrücklich dafür ein, dass der ORF-Korrespondent seine Korrespondententätigkeit in der Ukraine ohne unzulässige Einschränkungen ausüben kann“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, der erst kürzlich in Kiew zu Besuch war und auch die Causa Wehrschütz gegenüber Präsident Petro Poroschenko und Parlamentspräsident Andrij Parubij angesprochen hat, glaubt ebenfalls weiterhin an eine Lösung des Streits.

Sobotka: Wehrschütz‘ Arbeit trägt auch zu Spendenbereitschaft bei
„Mir ist es ein Anliegen, dass er im Sinne der Ausübung seiner Tätigkeit für den ORF auch weiter aus der Ostukraine, einschließlich der Gebiete Lugansk und Donezk, berichten kann. Daran hat auch die nunmehrige Ankündigung nichts geändert. Seine Arbeit trägt nicht zuletzt dazu bei, dass die österreichische Bevölkerung Spenden für humanitäre Projekte zugunsten der notleidenden Bevölkerung im Donbass leistet“, teilt Sobotka krone.at mit.

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