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„Girlsplaining“: Schonungslos und urkomisch

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08.03.2019 10:31

Zum Weltfrauentag liefern wir die perfekte Lektüre. Im Graphic Novel „Girlsplaining“ spricht und zeichnet Katja Klengel unzensiert über das Aufwachsen als moderne, junge Frau. Wir haben die Künstlerin zum Gespräch getroffen und durften in Zusammenarbeit mit dem Reprodukt Verlag auch Exemplare ihres vielbesprochenen Werkes verlosen. 

Eine große Leserschaft kennt die Künstlerin bereits durch ihre Online-Kolumnen und kleinere Veröffentlichungen, mit dem teils-autobiographischen Werk „Girlsplaining“ tourt Katja Klengel nun durch die Literaturräumlichkeiten der deutschsprachigen Länder und hat nebenbei noch Zeit für ein Interview mit uns gefunden. Mit ihr sprachen wir über Mansplaining, den umstrittenen deutschen Abtreibungsparagraphen 219a und warum sie denkt, das man über gewisse Themen sprechen muss um strukturelle Hierachien aufzureissen und langfristig zu verbessern.

„Girlsplaining“ ist dein erster erschienener Comic und die Kolumne wurde ja durch „Broadly“ einem breiten Publikum bekannt. Könntest du uns kurz erzählen, wie du auf die Idee für die Kolumne gekommen bist?
Wenn man so will ist „Girlsplaining“ eigentlich mein dritter Comic. Zuerst waren 2012 „Blattonisch“ beim „Schwarzen Turm“, im August kam mein F.A.Z Comic „Als ich so alt war“ auf Französisch beim Verlag „casterman“ heraus und dann kam „Girlsplaining“. Es hat sich nur irgendwie eingebürgert, dass die Medien gern schreiben, es sei mein Debüt... :-)

Ich arbeite seit einiger Zeit an einem autobiographischen Webcomic mit dem Titel „Blattonisch“. Da habe ich bereits aus der Perspektive meines Alter Ego über bestimmte Themen zeichnerisch philosophiert. Eines der Themen war „Gegendertes Spielzeug“. Da ich selbst leidenschaftlich Spielzeug und Merchandise (hauptsächlich Sailor Moon) sammle, habe ich mich darüber geärgert, dass Spielzeug immer nach Jungs und Mädchen unterteilt wird und dann meistens noch in den geschlechtsspezifischen Farben. Monstertrucks in Blau für die starken Jungs, rosa Puppen für die zartbesaiteten Mädchen. Ich habe darüber einen Comic gezeichnet und meiner Wut freien Lauf gelassen. Weder Spielzeug noch Farben sollten Geschlechtern zugeordnet sein, dachte ich mir. Lisa Ludwig vom Onlinemagazin „Broadly“ wurde auf den Comic aufmerksam und fragte mich kurze Zeit später, ob ich nicht Lust hätte eine feministische Kolumne zu gestalten.

War Feminismus, bis dahin, bereits ein Schwerpunkt in deinem Leben?
Bisher hatte ich mich mit dem Thema Feminismus noch nicht wirklich auseinander gesetzt. Also begann ich, mich zu belesen und für mich wichtige Themen zu bearbeiten. Themen wie „Bodyshaming“, die tabuisierte Lust der Frau, die Scham, die eigenen Geschlechtsorgane zu benennen oder der von Außen indoktrinierte Ekel gegenüber der Menstruation waren Themen, nach denen ich nicht lange suchen musste. Bisher dachte ich immer, es seien sehr individuelle, persönliche Probleme. Aber beim Zeichnen erkannte ich, dass diese Probleme vielmehr struktureller Natur waren. Und das man diese Tabus brechen kann, in denen man offen darüber spricht. Und ich merkte, dass ich in meiner Kolumne genau diese Freiheit hätte, über das zu sprechen, was mich und viele andere geißelt.

Ich suchte also zunächst nach einem Titel für meine Kolumne und kam auf „Girlsplaining“. „Girlsplaining“ leitet sich natürlich von „Mansplaining“ ab und sollte genau der Versuch sein, sich den Raum zu nehmen, über diese wichtigen Themen zu sprechen und sich Gehör zu verschaffen. Oft genug werden Frauen zum Schweigen gezwungen, gern auch mit Gewalt mundtot gemacht und es war mir wichtig, diese Offenheit gezielt zu nutzen.

Gleichzeitig war „Girlsplaining“ für mich auch der Versuch, mir selbst zuzuhören. Oft spreche ich in der Kolumne mit meinem jüngeren 15-jährigen Ich, reflektiere vergangene Geschichten und therapiere zeichnerisch alte Wunden. Es ist, als würde ich meinem Teenagergirl nachträglich Dinge explainen.

Mansplaining, Manspreading, #MeToo.. In den letzten Jahren wurde eine große Bandbreite an Menschen auf diverse gesellschaftliche und soziale Probleme aufmerksam gemacht, die du unter Anderem in deinen Zeichnungen bearbeitest. Was würdest du Leuten empfehlen, die sich mit diesen Themen näher beschäftigen wollen?
Da ich ja selbst noch ganz am Anfang stehe, kann ich nur sagen, dass es hilft zu lesen und diese Debatten online und in Print zu verfolgen. Und am besten nicht nur auf einer Nachrichtenseite oder in einer Tageszeitung lesen und auf dem einen Twitter-Account, sondern wirklich ausführlich lesen und Fakten vergleichen.

Gibt es Themen, die dich aktuell sehr bewegen? Irgendetwas wo du sagst, da kann man gut beginnen?
Es gibt zurzeit viele Kanäle, die auch den Einstieg in verschiedene Debatten erleichtern. Ganz aktuell ist ja zum Beispiel die Debatte um die Abschaffung des Paragraphen 219a und dem Kompromissvorschlag der Großen Koalition. Der Paragraphen besagt, dass es verboten ist über Abtreibung zu informieren, weil böse Zungen behaupten, Information sei das gleiche wie Werbung. Den schwangeren Frauen wird damit das Recht und damit die Sicherheit entzogen, sich zu Informieren und über ihren eigenen Körper zu verfügen. Das hat ja schon fast „Handmaidstale“- Züge. Ärzt*innen und Gynäkolog*innen drohen immer noch Strafprozesse selbst mit Kompromissvorschlag.
Edition F, allen voran Teresa Bücker, beschäftigen sich jedenfalls viel mit dem Thema und geben einen Überblick. Und nicht nur das, Edition F helfen, sich zu vernetzen.

Wer tagespolitisch auf dem Laufenden sein will, kann Sophie Passmann auf Instagram folgen. Sie gibt kluge und humorvolle Einblicke, fasst Ereignisse zusammen, empfiehlt spannende Bücher. Auch Margarete Stokowski hat eine fantastische, kluge Kolumne auf Spiegel Online, die sich mit den tagespolitischen gesellschaftlichen und sozialen Problemen beschäftigt. Wer von vorn beginnen möchte, kann sich die Textsammlungen „Untenrum frei“ und „Die letzten Tage des Patriarchats“ besorgen. Gemeinsam mit Sybille Berg hat sie auch gerade eine schöne Aktion in Leben gerufen, über Frauen zu berichten, die man kennen muss. Zudem kann es nicht schaden, mal live vor Ort bei diversen womenmarches mitzulaufen, in Kontakt zu treten oder mal zur Berlin Feminist Film Week zu schauen.

Es gibt viele Angebote, die dazu da sind genutzt zu werden.

(Anm. d. Redaktion: Katja Klengel ist gebürtige Deutsche, der von ihr angesprochene Paragraph sorgt seit Jahren für immer mehr Widerstand in der Gesellschaft.)

Wer ist deiner Meinung nach, die Zielgruppe für deinen Comic „Girlsplaining?“
Die Frage nach Zielgruppe bedeutet ja immer, dass es manche Menschen ausschließt. Ich glaube, dass das Buch für jeden ist, da es ein guter Einstieg in den Feminismusdiskurs ist, aber zudem auch einfach lesenswerte, persönliche Anekdoten erzählt. Ich sag auch jetzt nicht, es ist nur für Mädchen/Frauen oder nur für Jungs/Männer: Es ist ein Buch, Bücher haben kein Geschlecht. Zudem ist es für jeden, der Comics mag, Humor nicht ganz abgeneigt ist und sich durch die popkulturellen Anspielungen á la Harry Potter, Buffy oder Sailor Moon abgeholt fühlt.

Vielleicht sollte man hier dennoch erwähnen. Es ist zu 80 Prozent autobiographisch und aus meiner Perspektive geschrieben (20 Prozent nicht autobiographisch, da ich Sailor Moon leider nicht persönlich kenne und noch nie auf der Enterprise war) . Ich bin eine weiße Cis-Frau, von daher erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bzw. kann es nicht alle Themenbereiche abdecken.

(Anm. d. Redaktion: Als Cisgender - also, als Cis-Frau oder Cis-Mann, werden Menschen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.)

Zu meiner letzten und liebsten Frage: was würdest du dir wünschen, das dich Leute öfter in Interviews fragen?
Ich persönlich würde gern noch mehr über das Zeichnen und Schreiben als Prozess reden. Es ist ja ein Comic und kein Roman und Comic hat nochmal eine ganze eigene Qualität. Es ist meine individuell Stärke, ich hab lang danach gesucht. Und gerade, wenn es darum geht, was mein Buch leisten kann, kann man dann auch mehr darüber reden, dass es wichtig ist, im Leben seine individuellen Stärken zu finden, um die Persönlichkeit zu stärken, ein vollständiger Mensch zu werden, der sich einbringt und die eigene Stimme nutzt.

Manchmal im Interview beobachte ich, dass sich der Inhalt vom Buch so abhebt. Es passiert dann schnell, dass man mich zur Expertin im Feminismus ernennt, mir Fragen stellt, zu denen ich noch keine Antwort weiß, weil ich selbst noch suchend bin, und das Buch mit all seinen Fragen in den Hintergrund gerät.

Wir bedanken uns für das Gespräch mit Katja Klengel und dem Reprodukt Verlag, der uns das ermöglicht hat.

Über Katja Klengel: Geboren 1988 in Jena, studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Sie veröffentlicht und arbeitet aktiv als Drehbuchautorin, Comickünstlerin und Co-Organisatorin der szenischen Comic-Lesung Reading Panels. Ihre Kolumne „Girlsplaining“ läuft auf Broadly, ihren Blog findet man hier und auf Twitter erfährt man immer das Neueste aus ihrer Feder. Ihr Zeichenstil und ihre Erzählweisen sind flüssig, knackig und atmosphärisch verpackt. Etwas für Zwischendurch, auch wenn nicht Alles leicht zu verdauen ist.

Klengel, ISBN: 978-3-95640-160-2, Reprodukt Verlag

Dieses Gewinnspiel erfolgt mit freundlicher Unterstützung vom Reprodukt Verlag und Amazon. Wer sich nicht auf sein Glück verlassen möchte, der kann sein Exemplar und andere tolle Comics, direkt beim Verlag bestellen.

Weiteres zum Thema Feminismus gibt es unter Anderem in unserer Weltfrauentag-Serie (Hier im Interview mit Mireille Ngosso, der ersten dunkelhäutigen Politikerin in der Wiener Bezirkspolitik.)


Das Gewinnspiel ist leider bereits abgelaufen!

Anna Krupitza
Anna Krupitza
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