Schwierige Verhandlung

Streit im Sozialbereich: Nun drohen erste Streiks

Steiermark
07.02.2019 08:01
Sie leisten Arbeiten, die für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert sind: die Mitarbeiter in Sozial- und Gesundheitsberufen. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen drohen sie jetzt mit Streiks! Heute wird weiter verhandelt, die „Krone“ sprach mit steirischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern.

Wertschätzung? Ja, die gebe es schon von der Gesellschaft. „Aber alle sind froh, dass sie nicht selbst in unserem Bereich arbeiten“, sagt Anton Lamprecht, der Betriebsratsvorsitzende im Grazer Odilien-Institut. „Und ich versteh das“

Schwere Arbeit, schlechter Lohn
Kaum eine Arbeit ist – besonders auch emotional – so fordernd wie jene im Sozialbereich, ganz speziell in der Pflege. „Vollzeit schaffen es die meisten nur fünf bis zehn Jahre“, sagt Lamprecht. Dazu komme die niedrige Bezahlung („die meisten verdienen Vollzeit um die 1900 bis 2000 Euro brutto“). Die selbstbewusste Forderung der Gewerkschaft lautet daher: ein Lohnplus von sechs Prozent! Das Angebot der Arbeitgeber wiederum liegt aktuell bei 2,5 Prozent.

35-Stunden-Woche gefordert
Und das ist noch nicht einmal der größte Knackpunkt bei den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen für österreichweit mehr als 100.000 Beschäftigte in diesem Bereich (davon gut 20.000 in der Steiermark). Noch schärfer diskutiert wird die gewerkschaftliche Forderung nach einer 35-Stunden-Woche. „Dann könnten viel mehr Vollzeit arbeiten. Und jene in Teilzeit (etwa zwei Drittel aller Beschäftigten, Anm.) würden ihre Stunden behalten und mehr verdienen“, meint Lamprecht, der bei den Verhandlungen in Wien mit am Tisch sitzt.

„Kosten würden um 25 Prozent steigen“
„Eine 35-Stunden-Woche ist völlig unmöglich“, ist sich Walerich Berger, der Geschäftsführer von Jugend am Werk, sicher. Auch er ist im Verhandlungsteam – allerdings bei den Arbeitgebern. Man habe zusammengerechnet, welche Mehrkosten durch die Forderungen der Gewerkschaft entstehen würden. „Bei 25 Prozent haben wir aufgehört.“ Berger betont, dass die Betriebe gemeinnützig seien. „Wir müssen mit dem Steuergeld verantwortungsvoll umgehen.“ Länder und Gemeinden stöhnen ohnehin unter steigenden Kosten.

„Heimbewohner als Leidtragende“
In der Vorwoche scheiterte auch die dritte Verhandlungsrunde – nach 18 Stunden. Dieser Tage gibt es Betriebsversammlungen in der Dienstzeit, auch ein Streikbeschluss wurde gefällt. Eine Arbeitsniederlegung wäre aber gerade im Sozialbereich heikler als in anderen Branchen, das wissen auch Betriebsräte wie Lamprecht: „Die Leidtragenden wären die Heimbewohner“, sagt er.

Heute setzen sich beide Seiten wieder zusammen. Ist eine Einigung möglich? Lamprecht ist skeptisch: „Wir liegen sehr weit auseinander.“ Berger ist optimistischer: „Die Verhandlungen sind in guter Atmosphäre, es hat bisher keine Fouls gegeben. Er hat auch schon Bewegung gegeben, etwa bei Prämien für jene, die für Dienste einspringen.“ Er appelliert an die Gewerkschaft, mit „Augenmaß“ zu agieren: „Ein millionenschweres Paket liegt am Tisch.“ Ob es der Gewerkschaft reicht?

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