Lehre aus Freistadt:

Zu viel Selbstausbeutung der Pflegekräfte

Oberösterreich
06.02.2019 17:30

Silvia Rentenberger-Enzenebner, resolute Betriebsrats-Chefin am Landeskrankenhaus Freistadt, bekräftigt im „Krone“-Gespräch ihren Ruf nach mehr Personal: Nicht nur zugunsten der vorhandenen Mitarbeiter, die zu oft Selbstausbeutung betreiben, sondern auch der optimalen Betreuung der Patienten zuliebe.

„OÖ-Krone“: Sie haben in einem offenen Brief auf die Überlastung der Pflegekräfte an Ihrem Regionalkrankenhaus hingewiesen.
Silvia Rentenberger-Enzenebner
: Ja, ich bedanke mich herzlich für die Berichterstattung, weil das ist für mich ein großes Anliegen, und das nicht erst seit gestern.

„OÖ-Krone“: Das weiß auch der Gespag-Vorstand. Was sagen Sie zu den 5,6 zusätzlichen Pflegestellen im Jänner?
Silvia Rentenberger-Enzenebner: Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Uns fehlen 25 Mitarbeiter, quer durch alle Bereiche. Ich verstehe ja, dass Personal viel kostet. Aber man muss die Mitarbeiter vor dauernder Überlastung schützen. Unsere Leute, die springen so viel ein, wenn sie eigentlich frei hätten. Da gibt’s wirklich welche, die opfern sich zum Teil auf. Mit allen Folgen für Psyche, Familie und Sozialleben.

„OÖ-Krone“: Pflege lebt offenbar auch im Krankenhaus oft von Selbstausbeutung.
Silvia Rentenberger-Enzenebner: Genau! Aber irgendwann ist der Zenit erreicht, wo man sagt: „I mog nimma!“ Und dann haben wir eine höhere Fluktuationsrate, weil die Jungenden Abfertigungsanspruch mitnehmen können. Und die sagen: Ich bin nicht Tag und Nacht für die Arbeit da. Was ich auch verstehen kann.

„OÖ-Krone“: Wie könnte man das lösen?
Silvia Rentenberger-Enzenebner: Ich glaube, es muss sowieso ein globales Umdenken erfolgen, dass sich so ein reicher Staat wie Österreich die Medizin und die Pflege eben leisten will. Da gehört jetzt einmal ein verpflichtender, fairer Dienstpostenplan her, ein Personalschlüssel, der es den Leute ermöglicht, so zu arbeiten, wie sie es in der Pflegeausbildung eigentlich gelernt haben und wie es der Patient und die Patientin auch nötig haben.

„OÖ-Krone“: Es geht auch um die Gefahr, Fehler zu machen.
Silvia Rentenberger-Enzenebner: Natürlich, in der Eile. Davor muss man Mitarbeiter und Patienten schützen!

Interview: Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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