Mariä Lichtmess

Als Knechte und Mägde den Arbeitsplatz wechselten

Tirol
02.02.2019 13:00
Der zweite Februar ist ein nostalgisches Datum, tief verankert in kirchlichen Traditionen und bäuerlichem Brauchtum. Denn zu Mariä Lichtmess endete das Wirtschaftsjahr für Knechte und Mägde und sie mussten sich neue Arbeit suchen. Der Hunger war groß, der Lohn meist sehr gering.

„Lieber Franz“, schreibt Max Zaggl im Jahr 1932 in fein säuberlicher Handschrift auf Papier. „Lieber Franz, jetzt hab’ ich einmal den rechten Begriff, was die Not in Wirklichkeit ist.“ Es sind die Worte eines jungen Burschen – 17, vielleicht 18 Jahre alt mag er gewesen sein – der in großer Verzweiflung darum bittet, zurückkommen zu dürfen in die warmen Stallungen am Adelshof in Inzing.

Vorkriegsjahre waren Zeiten der großen Not
„Du brauchst mir den ganzen Winter keinen Lohn zu geben, ich will nur arbeiten für die Kost und da sollst du dich sicher über mich nicht zu beschweren brauchen“, schreibt der Knecht weiter. Denn im Tiroler Unterland, wo er zum Zeitpunkt seiner Bitte war, fand er keine Arbeit, sein Magen blieb leer: „Morgens eine Schale Kaffee, dann bis Abends nichts mehr und der Hunger tut so weh“, beschreibt der Bursche seine große Not.

„Schlenggeltage“: Drei Tage frei im ganzen Jahr
„Unmöglich schlechte Zeiten waren das damals“, erzählt Friedl Abenthung in seiner beeindruckend alten Stube. Gut 700 Jahre alt sind die Gemäuer. In seinen Händen hält er den Originalbrief aus 1932. Max Zaggl war Knecht auf dem Hof seines Vaters. „Bis 1952 hatten wir Knechte hier“, erzählt Abenthung weiter, „dann war ich alt genug, um die Arbeit zu übernehmen.“

Auf der Suche nach Arbeit
Am 2. Februar endete damals das Wirtschaftsjahr für die Dienstboten. Sie bekamen den kargen Jahreslohn und die einzigen freien Tage – die so genannten „Schlenggeltage“, die bis zum 5. Februar gingen. In dieser Zeit zogen sie, ihr Hab und Gut in einem Rucksack, weiter, um eine neue Anstellung zu finden.

Bewahrer alter Schätze
Die Bauern sprachen sich ab, wer war fleißig, wer nicht – „gelegentlich wurde sogar abgeworben“, erzählt Abenthung, Sammler dieser alten Schätze. „Der Zaggele Max, wie ihn alle nannten, war fleißig und in der Nachbarschaft sehr beliebt“, schildert der 76-Jährige. Sein Vater Franz kam wohl auch deshalb seiner Bitte nach und lies ihn zurückkommen.

Auch im Kirchenjahr verankert
Mariä Lichtmess ist aber auch im Kirchenjahr fest verankert. Dort ist es die „Darstellung des Herrn“. Denn 40 Tage nach der Geburt wurde Jesus von seinen Eltern dem Herrgott „dargestellt“, also vorgeführt. Bis heute segnet man deshalb Lichtmesskerzen.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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