Neuer Fleischskandal

Kranke Kühe geschlachtet, als „gesund“ verkauft

Ausland
01.02.2019 17:31

Ein neuer Fleischskandal erschüttert Europa. In einem inzwischen gesperrten Schlachthof in Polen wurden Tausende kranke und verletzte Rinder geschlachtet und als gesund verwertet. Neben Knochenbrüchen litten die Tiere aber auch an Tumoren oder Abszessen, die einfach aus dem Fleisch geschnitten wurden. Etwa 9,5 Tonnen des als „gesund“ deklarierten Fleisches gelangten aus dem Schlachthof in Umlauf, zwei Drittel davon in Länder der EU. Die EU-Kommission hat bereits Ermittlungen eingeleitet.

Aufgedeckt wurde der Skandal durch die Undercover-Recherche eines polnischen TV-Teams. Ein Reporter hatte sich bei der Firma als Arbeiter eingeschleust. Videoaufnahmen zeigen, wie kranke, verletzte und bereits verendete (!!) Kühe in dem Schlachthaus in der Woiwodschaft Masowien heimlich bei Nacht angeliefert und verwertet werden. Die Tiere werden mit Seilwinden von Lkws gezerrt und noch lebend aufgehängt. Quälende Minuten vergehen, bis ein Schlachter ihr Leiden endlich beendet. 

Hier können Sie den Bericht von TVN24 nachsehen. Achtung, der Beitrag enthält verstörende Aufnahmen!

Diseased meat for human consumption. Watch the full report by "Superwizjer" TVN

Poland produces about 560,000 tonnes of beef a year, with 85 percent exported to countries including Britain, Spain, Italy and Germany. Consumer concerns about food safety have increased after an undercover reporter from "Superwizjer" TVN got a job in a slaughterhouse in an undisclosed area in Poland's Masovian region where he was ordered to kill cows and butcher their meat.

„Illegales Prozedere ohne Veterinäraufsicht“
Zu keinem Zeitpunkt ist ein Tierarzt anwesend. Der Leiter des polnischen Hauptveterinäramts, Pawel Niemczuk, bestätigte die rechtswidrigen Praktiken: „Das war ein illegales Prozedere in der Nacht, als es keine Veterinäraufsicht gab.“ Die Behörden nahmen das Fleisch und die Produkte vom Markt, schlossen eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen jedoch aus. Das Fleisch und daraus erzeugte Produkte könnten verzehrt werden, teilten das polnische Veterinär- und Sanitäramt nach Untersuchungen mit. Polens Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski sprach von einem Einzelfall. Dieser Betrug schade dem Ruf polnischer Lebensmittel enorm, kritisierte er. Warschau kündigte als Reaktion verschärfte Kontrollen von Schlachtbetrieben an.

13 Länder in und außerhalb der EU betroffen
Mindestens 13 Länder sind betroffen, Österreich wurde nicht genannt. Laut EU-Kommission sind nach bisherigem Stand außer Polen auch Deutschland, Frankreich, Spanien, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Schweden und Portugal betroffen. Das endgültige Ausmaß des Skandals ist noch nicht vollends klar, hieß es. Kontrolleure aus Brüssel reisen am Montag nach Polen, um die Situation zu analysieren, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission am Freitag mit. 

Betroffene Staaten setzen erste Maßnahmen
Nach Frankreich sind laut Landwirtschaftsminister Didier Guillaume rund 800 Kilogramm verdorbenes Fleisch gelangt, 150 Kilo davon wurden sichergestellt. Ob verdorbenes Fleisch auch in den Handel kam, sei bisher nicht klar. Tschechien kündigte intensive Kontrollen von importiertem Rindfleisch aus Polen an. In der Slowakei sind mindestens 300 Kilogramm Rindfleisch offenbar in den Handel und sogar in Schulküchen gelangt, hieß es aus dem Agrarministerium in Bratislava. Regierungschef Peter Pellegrini richtete eine Videobotschaft an alle Schulleiter der Slowakei, in ihren Schulküchen kein Importfleisch mehr zu erlauben.

Zuletzt hatte 2013 ein Fleischskandal die EU erschüttert - ein Großhändler hatte 50.000 Tonnen nicht deklariertes Fleisch aus den Niederlanden in mehrere europäische Länder verkauft. Wie sich später herausstellte, war darunter nicht kontrolliertes Pferdefleisch, welches auch in die Lebensmittelproduktion gelangt war. In Österreich wurden damals etwa in Rindfleisch-Tortelloni Pferdefleisch gefunden. 

Kaum Fleischimporte nach Österreich
Österreich hat, was Fleisch angeht, einen hohen Selbstversorgungsgrad, was bedeutet, dass mehr produziert als konsumiert wird. Laut dem Statistik-Portal Statistika deckt Österreichs Fleischprduktion den Eigenbedarf aktuell zu 109 Prozent. Deswegen wird kaum Fleisch importiert, sehr wohl allerdings Produkte, die aus Fleisch gefertigt wurden, wie z.B. Fertiggerichte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele