Ohne Videoaufnahmen

So kommt Polizei zu exakten Demo-Teilnehmerzahlen

Wien
31.01.2019 11:47

Es ist jedes Mal wieder verwirrend: Bei Demonstrationen sprechen Veranstalter und Polizei stets von deutlich voneinander abweichenden Teilnehmerzahlen - zuletzt so geschehen beim Protest gegen den Wiener Akademikerball. Die Polizei erhält nun von Forschern, die eine objektive Zählmethode entwickelt haben, Rückendeckung: Die Angaben der Exekutive waren demnach fast korrekt. Doch wie ermittelt die Polizei eigentlich die Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen? krone.at hat nachgefragt.

Es ist wie das Amen im Gebet: Bei Demonstrationen sprechen die Aktivisten immer von weit mehr Teilnehmern als die Polizei. Aktuelles Beispiel ist die Demonstration gegen den Wiener Akademikerball - wie jedes Jahr. Der Veranstalter, die „Offensive gegen Rechts“, sprach heuer von etwa 4500 Teilnehmern. Die Wiener Polizei hingegen nur von 1600 Demonstranten. Zogen nun 2900 Menschen mehr oder weniger durch die Straßen Wiens?

Forscher entwickelten Zählmethode
Dieser Frage nahmen sich, wie berichtet, Experten des Forschungsunternehmens dwh in Zusammenarbeit mit der TU Wien und dem ORF an. Unterschiedliche Kameraperspektiven wurden herangezogen, mithilfe eines Algorithmus eine Zahl ermittelt. Das Ergebnis: Zwischen 1700 und 1800 Menschen nahmen an der Demo teil.

Video: Die Demo gegen den Akademikerball

Die Polizei lag mit ihren Angaben also deutlich näher dran als die Aktivisten. „Wir haben uns laut Wissenschaftlern nur um etwa 100 bis 200 Menschen verschätzt“, so Polizeisprecher Harald Söros am Donnerstag gegenüber krone.at. Und das - im Gegensatz zu den Forschern - ganz ohne Videoaufnahmen. Um dennoch derart exakte Angaben machen zu können, unterscheidet die Polizei bei Demonstrationen sogenannte bewegte Kundgebungen - also Märsche - von Standkundgebungen.

„Zwei Kollegen zählen Reihen“
„Bei Märschen wird immer ein Ort ausgesucht, an dem man eine Zählung gut vornehmen kann. Bei der Akademikerball-Demo ist das zum Beispiel die Engstelle, an der die Demonstranten vom Ring auf die Wipplingerstraße einbiegen. Zwei Kollegen zählen dann, wie viele Teilnehmer in einer Reihe stehen. Zehn Reihen werden so durchgezählt und dann ein Mittel errechnet. Anschließend wird das dann hochgerechnet“, erklärt Sörös die Zählmethode und ergänzt: „Das ist meistens dann recht genau.“

Bei Standkundgebungen profitiert die Wiener Polizei vor allem durch ihren Erfahrungsschatz. „Wir wissen ja schon, wie viele Menschen in etwa auf den Viktor-Adler-Platz oder auch den Heldenplatz passen. Je nachdem, wie gut gefüllt der Platz dann ist, können wir einschätzen, wie viele Teilnehmer es bei der Standkundgebung gab.“

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