Alte Ansichten

Alltagsgeschichten: Nach Klagenfurt strafversetzt

Kärnten
30.01.2019 20:42

Eduard Hanslik musste 1850 in die Kärntner Landeshauptstadt reisen. Welche Mängel und Schönheiten der Wiener in Klagenfurt fand

Eine der lebhaftesten Schilderungen des Alltagslebens im Klagenfurt des 19. Jahrhunderts verdanken wir dem Wiener Eduard Hanslik. In seiner Funktion als Finanzberater wurde er 1850 wegen „Insubordination“ eines Vorgesetzten nach Klagenfurt strafversetzt. Seine Memoiren liefern ein buntes Bild der Stadt. Ein Bericht eines Wieners aus der Landeshauptstadt, wie sie 1850 aussah Eduard Hanslik wurde später zu einem hoch geachteten Musikkritiker, der sich nie ein Blatt vor den Mund nahm. Er förderte anfangs Anton Bruckner, reizte aber Richard Wagner derart, dass dieser die Rolle des „Beckmesser“ ursprünglich „Hans Lick“ nennen wollte.

Von Wien nach Klagenfurt in zwei Tagen
1850 wurde Hanslik nach Klagenfurt strafversetzt und schrieb über die Stadt: "Zwei Tage lang währte meine Reise: Denn von Wien reichte die Eisenbahn nur bis Marburg in Steiermark, von da ging‘s dann mit der Postkutsche nach Kärnten. Klagenfurt hatte, aus Mangel einer Eisenbahn, fast keinen Zusammenhang mit der übrigen Welt. Es war in allem, was Komfort, Bildungsmittel und künstlerische Anregung betrifft, eine zurückgebliebene Provinzialstadt. Sie kam mir manchmal vor wie eine Insel inmitten des bewegten Meeres der Zivilisation.

Dazu die leblose Stille, die an Sonntagabenden vom Gesang italienischer Arbeiter auf den Straßen oder dem Lärm der Bauern aus den Wirtshäusern unterbrochen wurde. Die Straßenbeleuchtung so kümmerlich, dass während des Nebels ein Gang in die Vorstadt lebensgefährlich wurde!

Keine Konzerte, kein Orchester, kein Theater - denn die Wandertruppe, die in dem kleinen Gebäude spielte, verdiente kaum diesen Namen. Doch die Mängel der Stadt hatte ich in 24 Stunden schon wieder weg; Nebel und Regen meine Anreise, wichtiger waren aber die Schönheit von Klagenfurt und diese herrliche Alpengegend...“

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