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Lenovo Mirage Solo: Schafft es VR aus der Nische?

Digital
23.02.2019 06:00

Virtual-Reality-Brillen für PC und Smartphone gibt es nun schon seit zwei, drei Jahren. Den Durchbruch hat die Technologie bei der Masse aber noch nicht geschafft. Zu teuer, zu kompliziert, zu unausgereift waren die bisherigen Lösungen. Lenovo versucht es mit einem Modell, das ohne PC auskommt und dank Google-Daydream-Kompatibilität zumindest in der Theorie Zugriff auf eine Menge Apps haben sollte. Sogar eine VR-Kamera liegt der Mirage Solo bei. Doch so richtig überzeugen konnte die VR-Brille trotzdem nicht.

Lenovo will mit seiner neuen VR-Brille eine Nische zwischen den einfachen VR-Brillenhalterungen für das Smartphone und teuren Lösungen für den Gaming-PC besetzen. Preislich hat man es tatsächlich recht genau in die Mitte geschafft und verlangt rund 400 Euro für das Standalone-Gerät mit Stereokamera und Controller.

Zum Vergleich: Reine Halterungen für das Smartphone gibt es für deutlich unter 100, „ausgewachsene“ VR-Brillen für den PC für 600 Euro und mehr.

Verbaut hat Lenovo in seiner Mirage Solo zeitgemäße Smartphone-Komponenten. Die genauen technischen Daten finden Sie hier:

Lenovo Mirage Solo

CPU

Qualcomm Snapdragon 835

Speicher

64 Gigabyte

Auflösung

2560 x 1440 Pixel

Sichtfeld

110 Grad

Bildwiederholrate

75 Hertz

Pixeldichte

704 dpi

Diagonale

5,5 Zoll

Trackingmethoden

Gyroskop, Beschleunigungssensor, Magnetometer, Stereokamera

Extras

VR-Kamera und Controller liegen bei
Akkubetrieb

Preis

ab ca. 400 Euro

Bei der Bildqualität braucht sich Lenovos Standalone-Brille nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Die 1280 mal 1440 Pixel pro Auge, die das Headset darstellt, sorgen für eine konkurrenzfähige Darstellung, wobei man sich allerdings nicht der Illusion hingeben sollte, dass der auch von anderen VR-Brillen bekannte Fliegengitter-Effekt ausbliebe.

Relativ kleines Blickfeld mit Fliegengitter-Effekt
Der wird wohl erst bei deutlich höheren Auflösungen im 4K-Bereich vermeidbar sein. Überdies erschien uns das Sichtfeld der Mirage Solo eher eng. Das VR-Erlebnis fühlt sich mehr wie der Blick durch eine Taucherbrille in die virtuelle Welt an, weniger wie ein Blick mit freiem Auge.

Als praktisch entpuppte sich im Test, dass die Mirage Solo nicht mit dem Computer verbunden werden muss, sondern schnell und unkompliziert ohne Kabel in Betrieb genommen wird. Das macht das Gerät alltagstauglicher als etwa eine HTC Vive, bei der man für die Nutzung mitunter den ganzen Raum umbauen muss.

Zuverlässiges Tracking, intuitive Bedienung
Wobei Lenovos VR-Brille über ein zuverlässiges Tracking der Kopfbewegungen verfügt und den Nutzer zumeist flüssig und nachvollziehbar virtuelle Bilder zur realen Kopfbewegung präsentiert. Der Aktionsradios beschränkt sich allerdings - im Gegensatz zu einer HTC Vive, die raumfüllend genutzt werden kann - auf eine Fläche von rund einem Quadratmeter. Das Tracking kriegen „ausgewachsene“ Brillen für den PC auch etwas exakter hin, was uns im Test aber nicht weiter gestört hat.

Tatsächlich erschien uns die Bedienung - das Konzept entspricht Googles „Daydream“-Standard - mit der beiliegenden Fernbedienung recht komfortabel. Die Fernsteuerung liegt gut in der Hand, die darin verbauten Bewegungssensoren tracken die Position zuverlässig und die Bewegungsdaten werden zuverlässig in die virtuelle Welt übertragen. Zur Steuerung des Interfaces - hier nutzt man ebenfalls Googles Daydream - und zur Navigation durch virtuelle Welten eignet sich das Gespann gut.

Software-Auswahl immer noch recht überschaubar
Für präzisere Eingaben, wie sie etwa in komplexen Spielen notwendig wären, eignet sich die Fernbedienung indes weniger. Das ist aus unserer Sicht allerdings kein Problem, weil es ohnedies kaum komplexere Inhalte für das Daydream-Headset gibt. Die Software-Auswahl ist eine Schwäche. Mit Googles Play Store hat man zwar einen der weltgrößten App-Marktplätze im Rücken, das Angebot befriedigender Virtual-Reality-Apps dort ist allerdings noch immer überschaubar.

Das zwingt den Nutzer des Mirage Solo - oder einer Daydream-Brille im Allgemeinen - dazu, sich bei der Nutzung seiner Brille mehr an den verfügbaren Inhalten denn an seinen realen Wünschen zu orientieren. Gamer werden mit einer Daydream-Brille vermutlich nicht glücklich, schlicht weil es wenig hochwertige Spielekost dafür gibt. Wer gerne 360-Grad-Videos auf YouTube ansieht oder sich seine nächste Urlaubs-Destination auf Google Street View ansehen möchte, wird schon glücklicher damit.

VR-Kamera erlaubt Schnappschüsse - mit Einschränkungen
Sinnvoll ist die Mirage Solo auch, um sich selber geknipstes VR-Material anzusehen. Dankenswerterweise legt Lenovo hierfür sogar eine Virtual-Reality-Kamera bei. Diese erzeugt - bei akzeptabler Bildqualität - Fotos und Videos, in denen man sich - beschränkt auf 180 Grad - mit dem Headset umsehen kann. Die Aufnahmen werden mit dem Handy synchronisiert - und müssen in Online-Dienste wie YouTube hochgeladen werden, damit man sie sich am VR-Headset ansehen kann. Etwas umständlich, aber prinzipiell ist die Möglichkeit, eigene VR-Aufnahmen zu erstellen, eine nette Spielerei.

Die Verarbeitung von Lenovos VR-Brille hat uns im Test gut gefallen. Dass die Materialwahl auf Plastik gefallen ist, halten wir angesichts des geringen Gewichts des Materials eine gute Sache. Die Einstell-Möglichkeiten der Halterung und des Displays an sich genügen, um im Rahmen des Möglichen scharfe VR-Bilder zu gewährleisten. Der Sitz ist bequem - zumindest eine Zeitlang. Wie auch bei größeren VR-Brillen wurde uns die doch immerhin 650 Gramm schwere Last am Kopf danach etwas lästig, überdies neigten die Linsen vor dem Display bei längerer Nutzung zum Beschlagen.

Fazit: Für die Massen immer noch kein Must-have 
Wer in erster Linie eine Virtual-Reality-Brille sucht, mit der er 180- oder 360-Grad-Videos konsumieren kann, ohne per Kabel mit einem PC verbunden zu sein und allzu viel Einstellarbeit zu haben, der könnte mit der Mirage Solo durchaus glücklich werden.

Für die breite Masse der Nutzer erscheint uns allerdings der Preis zu hoch, die Ergonomie zu ausbaufähig und die Software-Auswahl zu klein. Sie können mit günstigeren Daydream-Brillen, zur Not mit dem Handy als Display, ebenso eindrucksvoll in die VR-Zukunft hineinschnuppern, während hartgesottene Gamer im Zweifel wohl lieber zur großen VR-Brille für den Desktop-PC greifen.

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