In W-Form angelegt

Dieser Zwölfzylindermotor stammt von Skoda

Motor
27.01.2019 13:48

An ein kaum bekanntes Kapitel des Vorläuferunternehmens Laurin & Klement erinnert Skoda in seinem Werksmuseum. Dort ist als Leihgabe des tschechischen Nationalmuseums ein imposanter W12-Flugzeugmotor zu sehen: ein L&K-Lorraine-Dietrich 450 von 1926. Die 24,4-Liter-Triebwerke wurden in den 1920er Jahren am Stammsitz in Mladá Boleslav in Lizenz produziert.

(Bild: kmm)

Die Geschichte des Autoherstellers, der als Fahrradproduzent begann, ist eng mit der Entwicklung der Luftfahrt im Land verbunden. Der erste begeisterte Flieger, der in seinem selbst konstruierten Fluggerät einen modifizierten Automobilmotor von L & K verwendete, war der tschechische Luftfahrtpionier Metoděj Vlach. Allerdings schaffte seine Konstruktion nur kurze Hopser statt eines echten Fluges.

Erfolgreicher war der damalige Chefkonstrukteur des aufstrebenden Herstellers, Ingenieur Otto Hieronimus. Er arbeitete ab 1909 an der Entwicklung des ersten vornehmlich für die Luftfahrt bestimmten Motors in Österreich-Ungarn - und sorgte für einen historischen Meilenstein: Am 15. April 1910 um 17 Uhr absolvierte Hieronimus als erster Mensch auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik einen erfolgreichen Flug mit einem Gerät, das schwerer als Luft war. Dabei wurde sein Flugzeug vom Typ Bleriot von dem in Mladá Boleslav entwickelten und hergestellten Motor L & K Typ EL angetrieben.

Auf der Pferderennbahn in Chuchle bei Prag hielt sich der fliegende Ingenieur zwei Minuten und 26 Sekunden in der Luft und legte dabei eine Entfernung von rund 200 Metern zurück. Der Antrieb von L & K besaß einen Motorblock und ein Kurbelgehäuse aus Aluminium und vier mit Blech verkleidete Gusseisenzylinder. Von diesem Triebwerk entstanden nur drei Exemplare, da die Fertigungskapazität von Laurin & Klement damals bereits durch zahlreiche in- und ausländische Aufträge für Personen- und Nutzfahrzeuge ausgelastet war.

In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre ließen die Weltwirtschaftskrise und der schwierige Wiederaufbau nach dem Krieg den Automobilabsatz vorübergehend einbrechen. Die Unternehmensleitung entschied sich, die Produktionsanlagen durch den Bau von modernen Flugmotoren auszulasten.

L & K hatte 1924 vom französischen Automobil- und Flugzeughersteller Lorraine-Dietrich zwei Lizenzen erworben und stellte in Mladá Boleslav neben einem 400 PS starken Achtzylinder als Topversion einen Zwölfzylinder mit 450 PS her. Er zeichnet sich durch die W-Anordnung, also drei Reihen mit jeweils vier Zylindern, aus. Die Höchstleistung von 450 PS (331 kW) erreicht das Triebwerk bei 1850 Umdrehungen pro Minute. Der Verbrauch des Zwölfzylinders lag bei 240 Gramm Kraftstoff plus zwölf Gramm Öl pro PS und Betriebsstunde. Von den Qualitäten der Lizenzmotoren war auch das tschechoslowakische Verteidigungsministerium überzeugt und orderte Ende 1926 eine Kleinserie von 50 Stück des monumentalen Motors.

Die Motoren aus Mladá Boleslav kamen beispielsweise in den tschechischen Flugzeugtypen Letov S-12 und SB-16 zum Einsatz. Zu den beeindruckendsten Beweisen ihrer Leistungsfähigkeit zählt der Fernflug von Oberstleutnant Jaroslav Skála, der im Jahr 1927 mit einer Letov S-16 von Prag nach Tokio flog. Auch fernab der damaligen Tschechoslowakei waren die Motoren gefragt, sie wurden zum Beispiel nach Litauen und in die Türkei exportiert.

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(Bild: kmm)



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