„Wir müssen füttern!“

Wildtiere: Jetzt gibt‘s den „Krone“-Gipfel!

Österreich
27.01.2019 06:00

Sie stehen heuer, wo der Winter regional extrem ist, massiv im Visier der Kritiker: Waldbesitzer, die Reh- und Rotwild nicht füttern. Heuer dürften viele Tiere elendiglich verhungern! Wir bitten Experten zum Gipfel.

„Wir wollen nicht zuschauen müssen, wie unser Wild verhungert. Helft den Tieren!“ - Dieser Hilfeschrei erreichte die „Krone“ in den vergangenen Wochen massiv. Wie von einer Seniorin, die sagt, dass sich Hirsche durch meterhohe Schneemassen zu ihr durchkämpfen, bei ihr um Futter betteln - vor Hunger sogar den Türkranz gefressen haben. „Der Jäger sagt auch, sie tun ihm so leid. Aber er darf nicht füttern.“ Der Waldbesitzer hat‘s verboten.

Und während viele Jäger und Großgrundbesitzer - wie Mayr-Melnhof, Stift Klosterneuburg oder Schwarzenberg, um nur einige zu nennen - Hirsch und Reh füttern (bei den Verhältnissen oft genug mit viel Einsatz, sogar Risiko), sind vor allem sie in der Kritik: die Bundesforste. Die viele Anteile an unseren Wäldern halten. Und nicht generell flächendeckend füttern, außer in Ausnahmefällen, wie sie sagen.

Wobei Leser auch immer wieder ins Treffen führen: „Die Bundesforste gehören der Republik, damit jedem Österreicher. Und als Miteigentümer fordere ich ein, dass Wildtiere ordnungsgemäß versorgt werden.“ Viele Bürger verlangen, dass sich so ein Winter für Wildtiere keinesfalls wiederholen darf, und bitten auch dafür die „Krone“ um Hilfe.

Daher haben wir sofort reagiert und Experten zu einem Gipfel gebeten. Wichtige haben schon zugesagt: die Landesjägermeister von Niederösterreich und der Steiermark, ein Vertreter der Bundesforste, die Großgrundbesitzer oder -verwalter Johannes Schwarzenberg, Mathias Grün von Esterhazy, Friedrich Hardegg, Wildexperte Armin Deutz und der Ex-Berufsjäger und scharfer Bundesforste-Kritiker Martin Prumetz.

Der fordert: „Es muss Gesetz werden: Wo Wild gejagt wird, muss auch gefüttert werden.“ Ziel des „Krone“ Gipfels: eine verbindliche Regelung für die Fütterung.

„Wir müssen füttern!“
Die Causa Wildtierfütterung eint eine große Zahl engagierter Jäger mit Herz und Großgrundbesitzer. „Es ist unsere moralische Pflicht, Rot- und auch Rehwild zu füttern“, betont Franz Mayr-Melnhof-Saurau, steirischer Landesjägermeister und Holz-Industrieller. Weil? „Der Mensch nimmt dem Wild Wohnung und Nahrung. Da ist es wohl klar, dass wir es im Gegenzug füttern müssen!“

Ins selbe Horn bläst Johannes Schwarzenberg (Fürstlich Schwarzenberg’sche Familienstiftung Vaduz): „Ich hätte nicht die menschliche Härte, Wildtiere beinhart verhungern zu lassen. Oder Urlauberkindern, die ein totes Tier finden, zu erklären, dass wir das hier so handhaben.“

Auch Niederösterreichs Jägermeister Josef Pröll bekräftigt in der Causa: „Es muss ganz dringend eine Lösung her!“

Keine Frage: Das Wild hat im Laufe der Evolution Überlebensstrategien entwickelt, mit denen es über den Winter kommt. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Körpertemperatur sinkt von 37 auf 15 Grad, die Herzfrequenz verringert sich. Es überlebt. Solange der Mensch nicht stört.

Letzteres ist aber der Punkt: Der Mensch stört. Überall. Er entnimmt dem Wald Bäume, treibt Wildtiere durch Bauten und Lifte in die Höhe. Oder ins Tal, wo Straßen ihren Lebensraum durchschneiden. Oder er hetzt es als Wintersportler abseits der Pfade - in Zeiten, wo Flucht der Tod sein kann.

Sind wir Menschen oder Barbaren?
Der Mensch nimmt also alles - und trotzdem stellen sich manche die Frage, ob man füttern muss. Sollte die Frage nicht eher sein: Sind wir Menschen - oder Barbaren?

Wenn wir Hirsch & Co. elendiglich eingehen lassen? Oder sie, wenn sie ausgehungert Bäume anfressen, als „Schädling“ töten? Wenn wir sehen, dass Muttertiere ihre Jungen immer und immer wieder hoffnungsvoll zu einer aufgelassenen Futterstelle führen - und dann vielleicht neben leeren Trögen verhungern? Wenn alte Menschen weinen, weil sie dazu verdammt sind, Tieren, die sie um Futter anbetteln, beim Sterben zuschauen zu müssen?

Die Frage hat sich damit beantwortet.

Maggie Entenfellner und Christa Blümel, Kronen Zeitung

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