Wer wird Nachfolger?

Direktor geht: Politik-Poker um steirischen ORF

Steiermark
21.01.2019 09:37

Aus privaten Gründen verlässt Gerhard Draxler, erfolgreicher steirischer Landesdirektor, den ORF. Mit Hochdruck muss nun ein Nachfolger gesucht werden. Rückt der derzeitige Chefredakteur Gerhard Koch auf, muss auch dessen Posten neu besetzt werden.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer soll nicht rasend amüsiert gewesen sein, als ihm der steirische ORF-Landesdirektor Gerhard Draxler (66) in der Vorwoche mitteilte, aus privat-familiären Gründen, früher als geplant, per Ende April in Pension zu gehen.

Denn erstens: Mit Draxler verliert das Landesstudio einen der besten Medien-Manager Österreichs. Zweitens: Vor den Gemeinderats- und Landtagswahlen im kommenden Jahr ist eine Neubesetzung im ORF besonders sensibel. Für jeden Politiker ist jede TV- und Radio-Sekunde, in der seine Botschaften kommuniziert werden, Goldes wert. Gute Kontakte zur ORF-Spitze sind daher notwendig.

Auch der Kanzler mischt mit
Die Entscheidung, wer im ORF Landesdirektor und Chefredakteur wird, ist auch politisch beeinflusst. Das ORF-Gesetz sieht bei der Bestellung des Landesdirektors sogar ein Anhörungsrecht des jeweiligen Bundeslandes vor. So läuft der Polit-Poker zur Draxler-Nachfolge bereits auf Hochtouren - mittendrin die steirischen Parteichefs von ÖVP, SPÖ und FPÖ -, und auch Kanzler Kurz mischt emsig mit.

Der weitere Fahrplan: Nach einer Ausschreibung wird ORF-General Alexander Wrabetz dem Stiftungsrat einen Kandidaten vorschlagen, das ORF-Kontrollgremium könnte bereits am 28. März einen neuen Landesdirektor bestellen.

Das Rennen um den ORF-Landesdirektor
Die größten Chancen, neuer Landesdirektor des ORF zu werden, hat Gerhard Koch. Er ist seit 20 Jahren Chefredakteur des Landesstudios - das spricht für ihn. Was gegen Koch sprechen könnte: Er wird der SPÖ zugeordnet - ein Nein des ÖVP-FPÖ-Stiftungsrates ist daher nicht ausgeschlossen. Spannend freilich auch die Frage, wie LH Schützenhöfer Kanzler Kurz die Zustimmung zu einem SPÖ-Nahestehenden erklären würde. Offen ist, ob Koch sich den Job überhaupt antun will. Als neuer ORF-Chef müsste er Sparpakete, und damit auch Kündigungen, umsetzen.

Parteipolitisch unverdächtig ist hingegen Gernot Rath. Was ebenfalls für ihn spricht: Er ist ein exzellenter Journalist und deckt durch seine bisherigen Tätigkeiten wie Marketing, Verkauf und Kommunikation auch andere für den Landesdirektor wichtige Bereiche ab.

Wenige Chancen für Außenseiter
Die gebürtige Grazerin Kathrin Zechner ist derzeit mächtige, politisch dem bürgerlichen Kreis zuzurechnende Programmdirektorin für den gesamten ORF. Sie wird als mögliche ORF-Landesdirektorin genannt, weil ihr Chef, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, sie lieber heute als morgen loswerden will. Angeblich. Wrabetz würde sich damit allerdings gehörig mit der ÖVP anlegen, was seine Chancen für eine Wiederbestellung als ORF-General weiter verringern würde. Aber, beim ORF nie ganz ausgeschlossen: Jobs werden auch mit anderen Deals abgetauscht.

In internen Zirkeln immer wieder genannt wird Klaus Schweighofer. Möglicher Hintergrund: Überraschend musste Schweighofer, ebenfalls ÖVP-nahe, 2017 nach zehn Jahren den Vorstand der Styria-Medien („Kleine Zeitung“, „Die Presse“) verlassen.

Potenzielle Kandidaten für den ORF-Chefredakteur
Wenn der aktuelle ORF-Chefredakteur Gerhard Koch zum Landesdirektor aufrückt, gilt Wolfgang Schaller, derzeit Chef vom Dienst des Radiobereichs, als Nachfolgekandidat Nummer eins. Für ihn kommt der Draxler-Rücktritt allerdings zeitlich ungelegen: Schaller sollte in Wien Chefredakteur des ORF-Internetportals werden und hätte zu einem späteren Zeitpunkt gestärkt nach Graz zurückkehren können.

Gute Karten soll auch Politberichterstatter und TV-Moderator Franz Neger haben. Insbesondere dann, wenn die Chefredaktion geteilt wird: Franz Neger als TV-Chefredakteur, Wolfgang Schaller als Hörfunk-Chef.

Außenseiter-Chancen hat Birgit Zeisberger. Sie ist Chefin vom Dienst und Reporterin für Radio Steiermark sowie Beitragsgestalterin für „Steiermark heute“. Für Zeisberger spricht die journalistische Erfahrung (sie war auch für Ö3 und als Innenpolitik-Redakteurin in Wien tätig) - und sie könnte zum Zug kommen, wenn ORF-General Wrabetz auf eine Frauenquote setzt.

Sollte im Polit-Poker die SPÖ bedient werden müssen, dann könnte Robert Neukirchner zum Zug kommen. Denn der Radio-, TV- und Internet-Redakteur ist klar der roten Reichshälfte zuzuordnen.

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