Kramsacher in Japan

Vater und Tochter: Pilgermarsch zu 88 Tempeln

Tirol
21.01.2019 05:30
1200 Kilometer über Berg und Tal, 88 Tempel – das ist laut Legende der älteste Pilgerweg der Welt in Japan. Eine 18-jährige Kramsacherin war die jüngste und schnellste Europäerin, doch um Haaresbreite wäre beim Abenteuer mit ihrem Vater vorzeitig Schluss gewesen.

Papa Ossi Stock ein Bergläufer, Karatedo-Enthusiast und Outdooranbieter, die Mama aus Japan – klar, dass der Tochter Mei-Maria diese große Pilger-Herausforderung irgendwie in die Wiege gelegt wurde. Ein Jahr Auszeit von der Glasfachschule im heimatlichen Kramsach nutzte die drahtige 18-Jährige, um ihren Traum vom Shikoku-Weg zu verwirklichen. „Papa, gehst du mit mir . . .?

Wasser schmeckt wie Rost, überall Schlangen
Ossi Stock hat die Insel-Umrundung schon viermal bewältigt und hielt sich auf dem langen Flug mit manchen Details, was auf seine Tochter zukommen wird, lieber zurück. Etwa, dass das eisenhaltige Wasser einen Geschmack von rostigen Nägeln hat, dass massenhaft Schlangen entlang der Bergpfade lauern oder dass die Beine oft so „leer“ sind, dass man das Gefühl habe, man laufe nur mehr mit Bändern und Knochen. Über diese Eindrücke erzählte der Kramsacher kürzlich bei einem Vortrag, wenige Tage nach den Strapazen sprühte er schon wieder wie gewohnt vor Energie und Humor: „88 Tempel, bei jedem zündeten wir vier Kerzen an. Da fällt einem irgendwann nichts mehr zum Wünschen ein.“

„Einheimisch liefen uns mit Äpfeln nach“
Seine Gedanken zu den Landsleuten seiner Frau? „Japaner sind wie die Tiroler vor 50 Jahren, als der Tourismus noch nicht so stark war. Anfangs distanziert, doch dann herzlich. und teilweise sind sie uns mit Äpfeln oder Orangen nachgelaufen“, erzählt Ossi. Einmal traf er deine Gastgeberin wieder, die ihn schon vor zwölf Jahren beherbergt hatte und noch wusste, dass er damals eine Nudelsuppe und ein Bier konsumiert hatte. „Dann kramte sie auch noch die Postkarte heraus, die ich ihr einst mitsamt einer Tafel Schokolade geschickt hatte.“ Diesmal blieb Ossi bezüglich Alkohol abstinent und seine Fotos zeugen oft von idyllischen, aber steilen Pfaden und Treppen im Wald. „Doch fast 90 Prozent des Pilgerwegs verlaufen auf Asphalt. Ab 40 Kilometern tut es weh, meistens sind wir aber zwischen 40 und 50 Kilometer pro Tag gegangen.“

Erdbeben-Gefahr war nachts immer im Kopf
Immer im Hinterkopf, wenn die beiden abends erschöpft auf die Pritsche einer Herberge sanken: die Tsunami-Gefahr in diesem von Erdbeben ständig heimgesuchten Küstengebieten am Kanto-Graben. „Einmal hat’s auch gewackelt und es hat uns wachgerüttelt, passiert ist dann aber nichts“, schildert Ossi. Er gibt zu: Ohne großes Wetterglück wäre die Tour nicht zu machen – „wenn es schüttet, dann wie bei einem Tiroler Gewitterregen. Da sind die besten Schuhe bald durchgeweicht und die Haut an den Füßen hält das nicht aus.“

Bein fast als Stolperstein
Stattdessen waren dann doch – wie fast zu erwarten – die Beine das gröbste Problem. Mei-Maria litt plötzlich an einem stark geschwollenen Schienbeinmuskel und am Rist bildete sich ein Überbein. Das vorzeitige Ende? Eis-Behandlungen und tägliches Taping waren letztlich erfolgreich, die lange Reise ging weiter und endete nach 32 Tagen beim 88. Tempel. „Nie mehr wieder gehe ich“, hatte die 18-Jährige zuvor noch in ihr Reisetagebuch geschrieben. Das ist angesichts der gewaltigen Eindrücke auf dem legendären japanischen Pilgerweg längst vergessen

Vortrag wird wiederholt
Tipp: Wegen großer Nachfrage wird der Pilgervortrag im Februar wiederholt. Terminbekanntgabe auf www.sport-ossi.at

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