Bergretter im Talk:

„Wir sind bereit, an unsere Grenzen zu gehen“

Österreich
17.01.2019 09:28

Würden Sie Ihren Urlaub, anstatt auf einer Sonnenliege oder der Skipiste zu entspannen, dafür aufwenden, für das Leben anderer Menschen zu kämpfen - und dabei das eigene sogar riskieren? Genau das machen Tausende freiwillige Helfer der Bergrettung, die derzeit aufgrund der mehr als brisanten Wetterlage tagtäglich im Einsatz stehen. Mit Moderator Gerhard Koller hat der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Bergrettung, Martin Gurdet, über gefährliche Einsätze, psychische Belastungen und das Wörtchen „Danke“ gesprochen.

In den Zentralalpen herrscht dieser Tage Lawinenwarnstufe 4 - das heißt, dass die Gefahr abseits der gekennzeichneten Skipisten immens hoch ist. Dennoch wagen sich vom Leichtsinn angetriebene Alpinisten immer wieder in gesperrte Gebiete. Nicht selten geht das Böse aus: Lawinen gehen ab, Menschen werden verschüttet.

Fehlende Dankbarkeit
12.700 Bergretter stehen dann im ganzen Land bereit, um die Lawinenopfer zu befreien. Dabei begeben sich die ehrenamtlichen Helfer oft selbst in Gefahr. Die Geretteten zeigen sich trotz des selbstlosen Einsatzes der Bergetter aber nicht immer dankbar, sondern beschweren sich sogar über die „Wartezeit“ - wie zuletzt im Zillertal. „Das ist für unsere Einsatzkräfte natürlich sehr unangenehm, weil wir machen das in unserer Freizeit - und gerne“, so Gurdet.

Immerhin handle es sich aber um Einzelfälle, die meisten Geretteten würden sich dankbar zeigen. „Manchmal geht es sogar noch darüber hinaus, sodass wir im Nachhinein besucht werden oder einen netten Brief bekommen. Und weil auch manchmal ein Kind gerettet wird, sind auch schon sehr, sehr nette Zeichnungen bei uns eingetroffen“, freut sich der Bergretter.

Um überhaupt für die Bergrettung im Einsatz sein zu können, nehmen die ehrenamtlichen Helfer oftmals Urlaub von ihrem Brotberuf. „So groß ist der Wille zu helfen und für andere da zu sein“, betont Gurdet.

„Es gibt rote Linien“
Nicht zu unterschätzen ist auch die psychische Belastung, der sich die Freiwilligen durch ihren Einsatz aussetzen. So ist es manchmal unumgänglich, ein Opfer zurückzulassen, wenn eine Rettung für die Helfer zu gefährlich wäre. Gurdet: „Hier ist das professionelle Umgehen mit der Situation gefragt. Die Einsatzleiter, die diese schwierigen Entscheidungen zu treffen haben, überlegen sich das sehr, sehr gut. Wir wollen helfen. Wir sind auch bereit, an unsere Grenzen zu gehen. Aber es gibt rote Linien, die wir nicht überschreiten dürfen, eben um die eigene Sicherheit und den Eigenschutz nicht aus den Augen zu verlieren.“

Besonders schlimm ist es für die Retter freilich, wenn die Hilfe für die Opfer zu spät kommt. In einer Nachbesprechung arbeiten die Bergretter das Erlebte dann gemeinsam auf, der Zusammenhalt steht hier im Vordergrund. Einige Einsätze bleiben aber wohl unvergessen. „Vor allem wenn Kinder involviert sind, gehen die Bilder nicht so schnell aus dem Kopf“, weiß der Bergretter.

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