Katias Kolumne

Gewalt ist ja grundsätzlich zu verurteilen, aber …

Ausland
09.01.2019 11:55

Nachdem am späten Montagnachmittag der Bremer AfD-Politiker Frank Magnitz von drei vermummten Tätern mit Tritten und Schlägen bewusstlos geprügelt wurde, vermutet die Polizei ein politisches Motiv hinter der Attacke. Unschöne Bilder vom blutenden Politiker gingen durch die Medien. Die Reaktionen auf den gängigen Social-Media-Kanälen reichen von überparteilicher Empörung bis hin zu bösartiger Häme. Bei letzterer Reaktion ist festzuhalten: Wer bei einem derart verurteilenswerten Angriff auch nur den Anschein von kleinmütiger Schadenfreude durchklingen lässt, ist um nichts besser als jene, die man ja eigentlich für das Schüren von Hass bekämpfen möchte, und somit ein radikaler Idiot.

So schrieb zum Beispiel eine Jungjournalistin der deutschen, deklariert linken „taz“ auf Twitter: „Dass Magnitz zusammengelatzt wurde ist übrigens die konsequente Durchführung von #NazisRaus. Abhauen werden die nicht. Die werden sich bei der größten möglichen Bedrohungssituation aber zweimal überlegen ob sie offen faschistische Politik machen. Deshalb: mit ALLEN Mitteln.“

Kann der Zweck die Mittel heiligen?
Hier jedenfalls nicht. Jeder Reflex des politischen Gegners, dem Opfer irgendeine Form von Mitverschulden anzulasten, jede Tendenz, die Attacke als gerecht verstehen zu wollen, jedes Verständnis für die feigen Täter, ist nichts anderes als eine antidemokratische Legitimierung von Gewalt. Jeder, der meint, dass der sechsfache Familienvater mit seiner rechten Politik eben weniger provozieren hätte sollen, betreibt eine hochgefährliche Täter-Opfer-Umkehr.

Auch wenn die Politik der AfD durch ihre hassschürenden Parolen selbst zur Gewalt beiträgt und deswegen scharf zu kritisieren ist, rechtfertigt das noch lange kein brutales Niederschlagen des politischen Intimfeinds. Durch Worte vielleicht, aber niemals durch die Faust. Eine starke Demokratie muss den harten, politischen Diskurs aushalten, aber gleichzeitig rohe Gewalt gegenüber Andersdenkenden mit allen Mitteln ablehnen - auch bei AfD’lern. Gewalt ist zu verurteilen und nicht zu ideologisieren. Wer Verständnis für sie aufbringt, macht sich mitschuldig.

Wem nützt es?
Profiteur jedes Verständnisses für die womöglich politisch motivierten Täter ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die AfD selbst. Schon jetzt weiß sie den Fall für sich zu Nutze zu machen, wenn sie nun die Attacke gegen ihren Parteikollegen als „Ergebnis der andauernden Hetze von Politikern und Medien“ gegen die AfD verstehen. Die Folge: mehr Spaltung, mehr links gegen rechts und umgekehrt, mehr Gewalt. Und das kann kein sich ernstnehmender Demokrat wollen.

Daher bleibt, nur eines zu tun: dem Opfer gute Besserung zu wünschen - uneingeschränkt und ohne Wenn und Aber - oder zumindest zu schweigen.

Katia Wagner

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