Nach Rechtsreform
Mehr Salzburger nutzen Weg aus der Schuldenfalle
Es ist etwas, mit dem durchaus zu rechnen war: Im ersten Jahr nach der Neuregelung des Privatkonkurses wurden an den Salzburger Bezirksgerichten um 23,7 Prozent mehr Privatkonkurse eröffnet. Damit liegt Salzburg mit seinen 423 Insolvenzen bundesweit auf Platz acht, noch vor Oberösterreich (plus 37 Prozent), Tirol (plus 44 Prozent) oder auch der Steiermark (sogar plus 90 Prozent).
Während die Schuldnerberater über diese Zahlen und das vereinfachte Verfahren frohlocken, sieht die Gläubigerseite den Anstieg naturgemäß weniger positiv, wie auch die Insolvenzexpertin Elisabeth Eppich vom KSV1870 Salzburg. Denn für die Gläubiger sei es schwerer geworden, von den Schuldnern – die im Durchschnitt rund 43.000 Euro abstottern müssen – ihre Forderungen bezahlt zu bekommen. „Natürlich ist es für die Gläubiger ein Einschnitt, weil Schuldenregulierungsdauer von sieben auf fünf Jahre verkürzt wurde und auch die zehnprozentige Mindestquote gefallen ist“, so Eppich. Daneben würden viele Forderungen bis 1000 Euro aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gefordert werden.
„Verhandlungen sind schwieriger geworden“
Peter Niederreiter, Chef der Schuldnerberatung Salzburg, beurteilt die Auflösung des salzburgweiten „Insolvenzrückstaus“ hingegen positiv: „Aus unserer Sicht war die Reform sinnvoll, da auch bisher ausgeschlossene Gruppen – wie auch Unternehmer mit hohen Schulden – ein sinnvolles Insolvenzverfahren antreten können.“
Aber: „Die Verhandlungen sind wesentlich schwieriger geworden, es werden wesentlich mehr Verfahren vollstreckt“, so Niederreiter. Grund dafür sei unter anderem, dass die Verpflichtung, einen Job zu haben, gesetzlich nun deutlich klarer formuliert ist.
Laut Experten soll die Zahl der Privatkonkurse 2019 wieder zurückgehen, der große „Insolvenzrückstau“ sei nun bereits abgebaut.
Weniger Firmen insolvent
Die Zahl der Firmeninsolvenzen war heuer in Salzburg mit 338 (minus 6,5 Prozent) wegen der guten Wirtschaftslage und auch wegen des niedrigen Zinsniveaus rückläufig. Betroffen waren vor allem das Transport- und Gastgewerbe (je 50 Fälle) sowie unternehmensbezogenen Dienstleiter im Immobilien- oder auch Finanzbereich, Reinigungs- und Wachdienste als auch Werbeagenturen (65 Fälle).
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