Kirchen-Affäre

Eine Salzburgerin galt als „Schattenbischöfin“

Salzburg
25.12.2018 10:00
Eine gelernte Volksschullehrerin und gebürtige Salzburgerin steht im Zentrum der größten heimischen Kirchenaffäre der vergangenen Jahre: Andrea Enzinger leitete das katholische Bildungshaus der Diözese Gurk-Klagenfurt, bezog ein fürstliches Gehalt und soll Bischof Alois Schwarz viel zu nahe gestanden sein.

Am 1. Juli wechselte der aus Niederösterreich stammende Bischof Schwarz von Kärnten in die Diözese St. Pölten. Kurz davor hatte er Andrea Enzinger noch für sechs Jahre als Leiterin des katholischen Bildungshauses St. Georgen am Längsee eingesetzt. Das Verhältnis zwischen Schwarz und Enzinger ist so eng, dass die 53-jährige Lehrerin und Expertin für Erwachsenenbildung als „Schattenbischöfin“ bezeichnet wird. Kritiker sprechen von einer fast krankhaften Abhängigkeit des Bischofs und erheblichen Problemen mit dem Zölibat.

91.000 Euro sollte Enzinger pro Jahr verdienen, dazu gab’s laut Vertrag einen Dienstwagen und eine Dienstwohnung. Nach dem Wechsel von Bischof Schwarz nahm Diözesan-administrator Engelbert Guggenberger die Amtsführung des Kirchenfürsten unter die Lupe. Ein Ergebnis: Enzinger wurde Ende August gekündigt. Sie klagte und einigte sich schließlich mit der Diözese auf sechs Monate Kündigungsfrist – bis Ende März 2019 zahlt die Kirche in Kärnten für sie.

Schattenbischöfin ist auch in der ÖVP vernetzt

Enzinger sonnte sich gerne im Lichte der Öffentlichkeit. Seit die Affäre um sie und Schwarz aufgeflogen ist, macht sie sich rar. Gerüchte in Kärnten wollen wissen, dass sie einen Wohnsitzwechsel nach Niederösterreich ins Auge gefasst hat. Die Rede ist von einem möglichen Job in der Landesregierung. Denn in der ÖVP scheint Enzinger gut vernetzt zu sein. Auf Facebook ist sie auch mit einer grauen Eminenz der Salzburger ÖVP befreundet.

Die Bischofskongregation des Vatikan setzte vergangene Woche Salzburgs Erzbischof Franz Lackner als Apostolischen Visitator ein. Er muss nun die Vorwürfe gegen den neuen Bischof von St. Pölten prüfen, mit dem ihn die Leidenschaft für Fußball verbindet. Besonders heikel werden die Befragungen zum Verhältnis zwischen Schwarz und Enzinger sein.

Lackner will Mitte Jänner mit der Visitation beginnen. Sein Bericht geht direkt an den Vatikan, der dann weitere Schritte setzt.

Wolfgang Fürweger
Wolfgang Fürweger
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