Das große Interview

Lena Hoschek: So schön wie jetzt war Graz noch nie

Steiermark
21.12.2018 11:29

Sie ist eine der großen Töchter von Graz: Die Modedesignerin Lena Hoschek plaudert aus dem Nähkästchen - über ihre Heimatstadt, ihren Lebenstraum, Politik und darüber, wie die Powerfrau Beruf und Familie unter einen Hut bringt.

Schon alle Weihnachtsgeschenke eingekauft?
Nein, bin gerade dabei. Deswegen bin ich in Graz. Da gehe ich viel lieber einkaufen als in Wien.

Sie sind also eher der Last-Minute-Typ?
Nicht nur zu Weihnachten. Mein Gehirn funktioniert irgendwie nur unter Druck (lacht). Mir fallen dann aber wirklich tolle Sachen ein. Die Frage ist nur, ob man die kurz vor knapp noch kriegt

In der Innenstadt ist ganz schön was los dieser Tage.
Es ist wirklich wunderschön, zu Weihnachten in Graz flanieren zu gehen. Da hat sich die Stadt so gemausert. Alleine die Weihnachtsbeleuchtung. Graz ist wirklich toll im Advent. So schön wie jetzt war es überhaupt noch nie!

Das klingt ja wie eine Liebeserklärung.
Jetzt würde ich mir noch wünschen, dass sie bei Veranstaltungen im Sommer nicht um 22 Uhr die Musik abdrehen. Wenn die Termine im Vorhinein bekannt sind, kann man ja wegfahren, wenn man es gar nicht aushält. Dafür, dass wir eine pulsierende, italienisch angehauchte Stadt sein wollen, sind wir viel zu spießig.

Sie sind in Graz aufgewachsen. Finden Sie, dass sich die Stadt seit ihrer Jugendzeit verändert hat?
Ja, sogar sehr. Früher war sie ja relativ verschlafen. Leider verschwinden die alten Geschäfte nach und nach - in der Herrengasse und in der Sporgasse gibt es fast nur noch Ketten und Ramschläden. Aber dafür sperren in Lagen, wo früher gar nix los war, hippe, Berlin- und New-York-inspirierte Geschäfte auf. Ich habe das Gefühl, in Graz entwickelt sich etwas.

Die Stadt ist auch unglaublich gewachsen.
Das merkt man leider auch daran, dass alles mit „schiachen“ Häusern zugepflastert wird. Graz wird wirklich verschandelt. Ich bin da wie meine Mutter: Die ärgert sich auch immer über schlechten Geschmack. Auch, dass immer wieder schöne, alte Villen, zum Beispiel am Ruckerlberg, platt gemacht werden, wenn sie ein Bauträger erwischt, finde ich schrecklich.

Muss man weg aus Graz um erfolgreich zu sein?
(Überlegt) Man muss auf jeden Fall - aber das gilt für jede Stadt - seinen Horizont erweitern. Ich war ein Jahr in England bei Vivienne Westwood. Mit 18 bin ich zum Studieren nach Wien gegangen - das war wichtig für meinem Reifeprozess. Ich finde nicht, dass man weg muss, weil Graz so ein Kaff ist. Nicht das von Graz Weggehen ist notwendig, sondern das von zu Hause Weggehen. Und viele, die von Graz weggegangen sind, kommen ja irgendwann wieder zurück.

So wie Lena Hoschek?
Ich will auf jeden Fall irgendwann wieder nach Graz ziehen. Ich möchte mit meiner Familie am Land leben, aber in der Nähe der Stadt. Ich hätte gerne einen Bauernhof in „GU“.

Viehzucht oder Ackerbau?
Weder noch. Nur dort leben. Eine Streuobstwiese wäre toll. Ich mag alte Sorten. In meiner Traumvorstellung habe ich eine Katze - ich liebe Katzen! Mich interessiert Schnaps, also Schnapsbrennen, aber nicht im großen Stil.

Schon etwas im Auge?
Nein. Ich hätte halt gerne ein paar Hektar, gell, also nicht nur ein Fleckerl im Grünen, weil ich Angst habe, dass, wenn die Stadt immer weiter wächst, mir irgendwann irgendjemand eine Siedlung vor die Nase hinstellt.

Wenn das ein Bauer liest, der verkaufen will...
Dann soll er sich bitte melden. Am besten in der Gegend um Laßnitzhöhe, damit ich schnell auf der Autobahn bin. Das ist mein Lebensziel, das war es schon immer, dafür arbeite ich. Ich wollte immer ein Haus und ein großes Grundstück haben, wo ich niemanden sehe (lacht). Deswegen betreibe ich mein Modelabel nicht kleinflammig, sondern mit Biss: wegen der Haus-Karotte vor der Nase.

Sie sind mit Ihrem Modelabel sehr erfolgreich, verheiratet, haben ein Kind, dazu kommen noch Nebengeschäfte (Hoschek macht Werbung für die Steiermark und Bipa). Wie schaffen Sie das alles?
Das schaut vielleicht alles so easy aus, ist aber es nicht. Ich wäre gerne öfter zu Hause bei Mann und Kind.

Was halten Sie als Unternehmerin von der Politik der Bundesregierung?
Die Arbeitszeitflexibilisierung ist wichtig für mich. Aber es wird zu viel für Großkonzerne gemacht, die nicht einmal Steuern in Österreich zahlen, und zu wenig für kleine Unternehmen.

Sind Sie ein politischer Mensch?
Nicht im Sinne einer Partei...

Würden Sie sich als konservativ bezeichnen?
Nein, nicht eindeutig.

Als was dann?
Es ist schwierig, ein Wort dafür zu finden. Vielleicht als christlich-tolerant. Ich bin Traditionskatholikin, sag’ ich immer. Werte wie Nächstenliebe sind mir wichtig. Ich bin ein sehr toleranter Mensch und Pazifistin. Bekanntlich habe ich auch einen gewissen Nationalstolz, oder besser gesagt, Regionalstolz (Hoschek hat sich den steirischen Panther auf den Unterarm tätowieren lassen).

Danke für das Gespräch.

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