Mindestens 22 Opfer

Canisius-Schule: Neue Vorwürfe im Missbrauchsskandal

Ausland
01.02.2010 14:57
Nach dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals am katholischen Canisius-Gymnasium in Berlin gibt es immer mehr Vorwürfe gegen die damalige Schulleitung. In verschiedenen Medien berichten frühere Opfer und weitere Ex-Schüler von Gerüchten und Berichten in den 70er- und 80er-Jahren, die auch damaligen Lehrern und dem Jesuiten-Orden bekannt gewesen seien. Schon 1981 schrieben frühere Schüler nach eigenen Angaben gemeinsam einen Brief an die Schule und die katholische Kirche.

Der jetzige Rektor Klaus Mertes spricht in einer persönlichen Erklärung vom "tiefen Entsetzen über die Untaten von zwei ehemaligen Patres", dem "Versagen der Ordensleitung" und dem "Wegschauen der Verantwortlichen". Der deutsche Ordenschef, Provinzial Stefan Dartmann, wurde am Montagnachmittag in der Schule erwartet. Er hatte am Sonntag eine "vollständige Aufklärung im Interesse der Opfer" angekündigt.

Mindestens 22 Missbrauchsopfer
An dem Gymnasium wurden von 1975 bis 1983 mindestens 22 Kinder und Jugendliche missbraucht. Täter waren nach Angaben der Schule zwei Patres, die als Lehrer arbeiteten. Bis Mitte Februar soll dazu ein Untersuchungsbericht erstellt werden. Der Jesuitenorden beauftragte Ursula Raue, lange Jahre Vorsitzende der Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger" (Unschuld in Gefahr), mit Ermittlungen.

Täter: "Eine traurige Tatsache"
Ein ehemaliger Pater und Lehrer hatte bereits 1991 seine Taten gestanden. Der nun in Chile lebende 65-Jährige wandte sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" im Jänner in einem Brief an die Opfer und zeigte Reue. Es sei "eine traurige Tatsache, dass ich jahrelang Kinder und Jugendliche unter pseudopädagogischen Vorwänden missbraucht und misshandelt habe", heißt es in dem Brief.

Keine Reaktion auf Beschwerdebrief
Im "Tagesspiegel" berichtete ein Mann, wie er von 1975 bis 1979 von einem der beschuldigten Patres mehrmals im Schulkeller missbraucht wurde. 1981 hätten er und sieben Mitschüler einen Brief an ihre Schule und das bischöfliche Ordinariat geschrieben. "Es kam nie eine Reaktion", sagte er. Der frühere Rektor, Pater Hermann Breulmann, sagte, er habe von keinem Missbrauchsfall gewusst.

Ex-Schüler: "Es gab immer Gerüchte"
Ein 47-jähriger Mann schildert in der "Welt" den Missbrauch und sagt: "Es gab immer Gerüchte. Es kann mir niemand erklären wollen, dass diese an den Türen der Verantwortlichen stoppten." Ein anderer früherer Schüler erzählte von damaligen Gesprächen mit Mitschülern über Missbrauchsfälle und Hinweisen innerhalb des Ordens. Zwei Patres sollen als Lehrer entlassen oder versetzt worden sein, ohne dass die wahren Gründe genannt worden seien.

Möglicherweise ist auch das Jesuiten-Kolleg in St. Blasien in Baden-Württemberg betroffen. Ein früherer Pater, der seine Taten in Berlin gestand, unterrichtete dort in den 80er-Jahren.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele