Katias Kolumne

KH Nord: Wäre lustig, wenn‘s nicht so traurig wäre

Wien
19.12.2018 11:55

Nachdem sich der selbst ernannte Bewusstseinsforscher Christoph Fasching bei der letzten Sitzung des Untersuchungsausschusses zum unglückseligen Krankenhaus Nord krankheitsbedingt entschuldigen ließ, war es gestern zu vorabendlicher Stunde dann doch noch so weit. Die Zeugenbefragung warf allerdings mehr Fragen auf, als beantwortet wurden. Das enttäuschende Ergebnis: Würde es sich nicht um sauer verdientes Steuergeld handeln, das durch die energetische Reinigung verblasen wurde, wäre die Geschichte ja durchaus zum Lachen. Ist sie aber leider ganz und gar nicht.

„Bewusstsein kommuniziert mit anderem Bewusstsein. Es geht darum, Störfaktoren, die von außen in diese Kommunikation einwirken, abzuhalten“, erklärte Fasching. Seine Arbeit rund um das KH Nord sei erfolgreich gewesen, denn: „Seit einem Jahr läuft das rund. Da darf ich mir auf die Schulter klopfen“ - und schließlich habe er durch seine heilende Energiearbeit dem Staat „viele Millionen gespart“. Deswegen seien auch die von ihm veranschlagten 95.000 Euro ein „normales Honorar“ gewesen. Eine Erkenntnis scheint nach der Befragung zumindest klar zu sein: Bewusstseinsforscher scheint ein durchaus lukrativer Job zu sein.

Video: Christoph Fasching beim Eintreffen vor dem U-Kommission

Die Verantwortung trägt der Auftraggeber, nicht der Energetiker
Aber lassen wir den Scherz beiseite. Was bei aller Klamaukigkeit der Angelegenheit nämlich immer wieder vergessen wird: In Wirklichkeit ist nicht der Energiering-Erbauer selbst zu verurteilen, sondern jene, die diesen steuerfinanzierten Unfug in Auftrag gegeben haben. Denn das Angebot richtet sich bekanntlich nach der Nachfrage. Und die scheint bedenklicherweise bei zumindest vier der Verantwortlichen des Krankenanstaltenverbunds (KAV) vorhanden gewesen zu sein.

Verschwenderische Gleichgültigkeit
Es ist bitter genug, dass sich tatsächlich zwei hochrangige Projektleiterinnen in Spitzenfunktionen und deren Stellvertreter zur Beauftragung von energetischer Reinigung eines öffentlichen Gebäudes hinreißen haben lassen. Bedenklich ist, dass offenbar zu keinem Zeitpunkt hinterfragt wurde, ob die in die Energie-Reinigung investierten 95.000 Euro Steuergeld tatsächlich zum Nutzen und im Sinne des Bezahlers, also des Steuerzahlers, ist.

Diese verschwenderische Gleichgültigkeit im Umgang mit hart verdientem Steuergeld ist der eigentliche Frevel. Und dafür müssen die Auftraggeber geradestehen und nicht jener, der das schnelle Geld dann auch dankend angenommen hat.

Wunsch an das Christkind: Persönliche Haftung bei Steuergeldverschwendung
Wie so oft in der Vergangenheit bietet der Fall eine gute Gelegenheit, persönliche Haftungen für jene, die mit Steuergeld hantieren, zu erwägen. Wahrscheinlich beginnt man sich erst dann über die Sinnhaftigkeit von Ausgaben Gedanken zu machen, wenn man im Fall des Falles auch dafür einzustehen hat - und zwar mit dem eigenen Privatvermögen. Dann würde man sich womöglich zwei Mal überlegen, einen unsichtbaren Energieschutzring für ein Krankenhaus um 95.000 Euro zu beauftragen. Und das wäre durchaus im Sinne des Steuerzahlers.

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