EU-Afrika-Gipfel

Kurz: „Dürfen Afrika nicht Chinesen überlassen“

Österreich
18.12.2018 15:14

„Die Zukunft von Afrika ist auch unsere Zukunft“ - Darin waren sich die Staats- und Regierungschefs beider Kontinente einig, als sie am Ende des Wiener Gipfeltreffens am Dienstag Bilanz zogen. Vorher waren in zahlreichen Arbeitsgruppen Kontakte geknüpft worden. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forderte einmal mehr europäische Investitionen in Afrika. „Wir dürfen den Kontinent nicht den Chinesen überlassen“, sagte er vor den Amtskollegen sowie zahlreichen Unternehmern im Wiener Austria Center.

Man solle „neben der klassischen Entwicklungshilfe auch vermehrt auf wirtschaftliche Zusammenarbeit und Investitionen setzen“, so der Kanzler. Die EU sei mit über 50 Prozent der größte Geber weltweit, was die Entwicklungszusammenarbeit betreffe. „Aber, was die Investitionen betrifft, gibt es Luft nach oben“, so Kurz.

Angesichts des starken Bevölkerungswachstums in Afrika - bis 2050 werden mehr als zwei Milliarden Menschen auf dem Kontinent leben - bestehe der Bedarf nach einem starken Wirtschaftswachstum, so Kurz. Investitionen würden Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen.

Migration schwang als Hintergrundthema mit
Auf die Frage, warum das Thema Migration nicht auf der Agenda des Forums stehe, meinte Kurz, es gebe vonseiten afrikanischer Politiker „den Wunsch, dass, wenn wir mit ihnen reden, es nicht nur um Migration geht“ und „wir nicht nur versuchen, sie zu erziehen und ihnen sagen, was sie zu tun hätten“, sondern es einen „Dialog auf Augenhöhe“ gebe.

„Das Thema Migration ist wichtig, aber es gibt neben Migration auch noch andere Themen, die wichtig sind“, so Kurz. Migration und Menschenrechte seien wichtig, „aber das Leben ist breiter - und auch die Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika muss auf einem breiteren Fundament stehen“.

Caritas: Humanitäre Hilfe nicht vergessen
Caritas-Chef und Afrika-Spezialist Michael Landau: „Ich halte das EU-Afrika-Forum für eine Chance und bin Bundeskanzler Sebastian Kurz und allen Verantwortlichen dafür dankbar. Aber klar ist auch: Wir dürfen die EU-Afrika-Beziehungen nicht nur durch die Linse von Investition und Handel sehen! Es ist gut, wenn Österreich und Europa Afrika auch als Wirtschaftspartner entdecken. Aber ebenso unerlässlich sind der Einsatz gegen Hunger und Armut und Investitionen in die Bildung von Kindern und Ausbildung von Jugendlichen.“

Konferenz-Lob von afrikanischer Seite
Als „sehr hilfreich“ würdige der derzeitige Präsident der Afrikanischen Union, Ruandas Staatschef Paul Kagame, das letzte Großereignis des österreichischen EU-Vorsitzes. Er, Kagame, wolle nicht darüber sprechen, was China habe und die EU nicht oder umgekehrt, sondern darüber, wie die Partnerschaften verbessert werden können. Die afrikanischen Länder, so Kagame, müssten aber auch selbst für die Rahmenbedingungen sorgen.

EU-Kommissionspräsident Juncker betonte, dass Europa seiner Ansicht nach „unendlich viel präsenter“ ist in Afrika als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. „Wir müssen nicht besser werden, wir sind schon besser als die Chinesen“, betonte er.

Siemens-Chef Joe Kaeser kündigte zusätzliche Investitionen seines Unternehmens in Höhe von 500 Millionen Euro in Afrika an. Sie sollen unter anderem der Infrastruktur und dem Ausbildungssektor zugutekommen.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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