"Angst im Dunkeln"

Opfer eines Triebtäters sprach mit der “Krone”

Steiermark
30.01.2010 17:55
Jener Psychopath, der am Mittwoch in Feldbach einem siebenjährigen Mädchen den Zopf abgeschnitten hatte, gehorcht offenbar einem inneren Drang. Dass der Schock bei den Opfern auch nach Jahren noch tief sitzt, ist Triebtätern egal. Dass sie aber gerade Kindern viel mehr als "bloß" die Haare nehmen, schildert eine heute 25-jährige Frau, die im Alter von zwölf Jahren ebenfalls zum Opfer geworden war.

"Krone": Frau K., Sie sind heute 25 und wurden im November 1997 Opfer eines Zopfabschneiders. Erinnern Sie sich heute eigentlich noch daran?
K.: Ja, das tue ich natürlich noch. Ich habe heute keine Angst mehr, so wie damals, aber manchmal kommt es schon hoch - wenn mich jemand von hinten anredet. Ganz schlimm ist es, wenn mir wer etwas ins Ohr flüstert, da zieht es mir eine Gänsehaut auf. Denn das hat er damals getan.

"Krone": Was hat er gesagt?
K.: Wenn du schreist, bring ich dich um. Dann hat er mit einem Messer meinen Zopf abgeschnitten.

"Krone": Wie lang haben Sie gebraucht, um über diesen Schock hinwegzukommen?
K.: Ein Jahr lang war es wirklich schlimm. Da hatte ich Angst vor dunklen Räumen und hab mich nirgends allein hingetraut. Überallhin musste meine Familie mit oder meine Freundinnen.

"Krone": Hatten Sie auch manchmal das Gefühl, den Täter irgendwo zu erkennen?
K.: Ja, das habe ich oft gehabt. Wann immer ich mir gedacht hab, der da drüben ist es jetzt, ist mir der Schreck in die Glieder gefahren.

"Krone": Kommen heute angesichts der neuen Berichte die Erinnerungen wieder hoch?
K.: Da erinnert man sich natürlich sofort zurück. Ich hab mir auch gleich die Personenbeschreibung angeschaut, aber das ist offenbar ein anderer als damals. Mir tut auch das Mädchen von Herzen leid, ich kann nachvollziehen, wie sich die Arme fühlen muss - und wie lang das dauert, bis man sich davon erholt.

"Krone": Der Täter nimmt einem also mehr als den Zopf...
K.: Auf jeden Fall. Heute kann ich drüber reden, damals wäre das gar nicht gegangen. Zum Glück waren meine Eltern voll für mich da.

"Krone": Sie hatten also keine psychologische Hilfe?
K.: Nein, meine Eltern waren ganz toll - aber einfach war es für sie ganz sicher nicht, mir meine Ängste zu nehmen.

"Krone": Hatten Sie danach je wieder lange Haare?
K.: Glauben Sie mir: Bis ich wieder einen Zopf getragen habe, hat es lang gedauert - durchaus einige Jahre...

von Christa Blümel ("Steirerkrone") und steirerkrone.at

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele