Nach Derby-Einsatz

Polizei zeigt das „Kriegsmaterial“ der Rapid-Fans

Wien
17.12.2018 12:01

Nachdem 1338 Rapid-Anhänger von der Polizei am Sonntagabend vor dem Wiener Derby zur Identitätsfeststellung angehalten worden waren, hat die Polizei nun Bilder der sichergestellten verboteten Pyrotechnik veröffentlicht. Darunter befand sich auch eine polnische Rauchgranate, die sonst nur zu militärischen Zwecken verwendet wird. Rapid prangert „mangelnde Verhältnismäßigkeit“ an und sieht ein „skandalöses Vorgehen“, die Exekutive spricht von einer „Gefährdungssituation“, weil als Risiko-Fans bekannte Männer pyrotechnische Gegenstände, Getränkedosen und Schneebälle auf die meistbefahrene Autobahn Österreichs geworfen hatten, die unmittelbar an der Generali Arena der Austria vorbeiführt.

Der Einsatz sei ohne gröbere Zwischenfälle abgelaufen, berichtete die Polizei. Es mussten „lediglich drei Personen von der Rettung abtransportiert werden“, am Ende des Tages gab es zwei Anzeigen. Davon eine wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung und eine verwaltungsrechtliche Festnahme. Zahlreiche pyrotechnische Gegenstände, darunter „eine Rauchgranate polnischen Fabrikats“ seien sichergestellt worden. Solche Rauchgranaten würden „grundsätzlich nur für militärische Zwecke eingesetzt“ und seien laut österreichischem Recht als „Sprengmittel“ eingestuft.

„Gewalt hat beim Fußball nichts verloren“
Wiens Landespräsident Gerhard Pürstl hatte sich noch am späten Sonntagabend in einer Aussendung zu Wort gemeldet. „Gewalt hat auch beim Fußball nichts verloren. Die Wiener Polizei ist dieser entschieden entgegengetreten“, wurde Pürstl zitiert. Er wünscht sich nun, dass der Verein „gegen alle gewaltbereiten Fans, soweit sie ihm bekannt sind, konsequent, auch mit Stadionverboten, vorgeht“. Die LPD Wien erklärte dazu via Twitter, dass man den Einsatz „evaluieren werde“.

Fans vermuten Retourkutsche der Polizei
In Fankreisen vermutet man dagegen am Tag nach dem Derby, der Einsatz sei eine geplante Retourkutsche der Polizei auf eine Anti-Polizei-Choreografie. Vor dem Anpfiff des Europa-League-Spiels am vergangenen Donnerstag hatte die organisierte Fanszene tribünenübergreifend in großen, grünen Lettern den Schriftzug „1312“ präsentiert. Ein Code für die Abkürzung „ACAB“, die für die Beschimpfung „All Cops Are Bastards“ steht. Die Justiz stellte am Montag klar, dass der Einsatz nicht von ihr angeordnet worden sei.

Rechtshilfe spricht von „Folter“
Die Polizei war mit insgesamt 550 Kräften im Einsatz gestanden, zur Anhaltung und Wegweisung der Fans war es erst gekommen, nachdem pyrotechnische Gegenstände, Getränkedosen und Schneebälle auf die Fahrbahn der A23 geworfen worden waren. Die Tangente musste deshalb kurzzeitig teilweise gesperrt werden. Rapids Präsident Michael Krammer meinte dazu: „Das ist durch nichts zu entschuldigen, eine Trottelaktion und hirnlos.“ Die Rechtshilfe Rapid kritisierte dagegen die Anhaltung und sprach von „Folter“: „Die Polizei verweigert eine medizinische Versorgung“, heißt es in einem diesbezüglichen Tweet.

Rapid-Boss: „1330 Unschuldige“
Dies deckt sich auch mit den Angaben von Rapid. „Den perlustrierten Personen, darunter auch Kinder, Frauen und ein Mädchen, das aufgrund einer Diabetes-Erkrankung insulinpflichtig ist, mussten ohne Versorgung (Getränke oder Essen) und ohne Möglichkeit sanitäre Anlagen aufzusuchen, dort verharren“, heißt es ein einer Stellungnahme. Präsident Krammer, der sich nach dem Spiel ein Bild vor Ort machte, kritisiert: „Da waren 1330 Unschuldige dabei, die stundenlang nur deshalb auf engstem Raum festgehalten, perlustriert und gequält werden, weil sie Rapidler sind. Darunter viele Frauen und Kinder. Ohne Verpflegung oder der Chance, auf die Toilette zu gehen. Was ich sah, erschütterte mich als österreichischen Staatsbürger.“

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