Neue Bildungsdebatte

„Kompetenzmessung“: Neue Regeln für AHS-Aufnahme?

Österreich
16.12.2018 14:56

Nach der Aufregung um die geänderte Leistungsbeurteilung in der Volksschule macht Bildungsminister Faßmann kurz vor Weihnachten mit einem Ausblick auf das kommende Jahr das nächste Fass auf: Er stellte am Sonntag in einem Interview „Kompetenzmessungen“ in der dritten und vierten Klasse Volksschule in Aussicht - die dann als Entscheidungsgrundlage dienen sollen, ob Kinder in die Mittelschule oder in die AHS wechseln. Kritik an diesem Plan kam umgehend von der SPÖ, die vor einer weiteren Vorverlegung der Entscheidung über die Bildungslaufbahn warnt.

Im vergangenen Jahr habe man im Bildungsbereich viele Akzente gesetzt - von den Deutschförderklassen bis hin zur Leistungsbeurteilung in der Volksschule und der Reform der Neuen Mittelschule, ließ der Bildungsminister das erste Jahr der türkis-blauen Regierung im Gespräch mit der APA Revue passieren. „Natürlich sind wir auch kritisiert worden, aber wir haben es vernünftig umgesetzt in dem Sinne, dass wir eine leistungsfähige Schule haben wollen“, so Faßmann.

Minister will Messungen ab der dritten Klasse Volksschule
Im kommenden Jahr will der Minister den Fokus speziell auf die Schnittstellen zwischen den einzelnen Schulstufen legen. Er wolle die Schnittstellen für Schüler wie Eltern und Lehrer „stressfreier“ gestalten. Durch „Kompetenz- und Potenzialmessungen“ aller Schüler in der dritten und vierten Klassen Volksschule bzw. in der dritten und vierten Klasse AHS-Unterstufe bzw. Neue Mittelschule sollen neben der Note weitere Entscheidungsgrundlagen für die weitere Schullaufbahn zur Verfügung stehen, erklärte Faßmann seine Pläne. Die Messungen werden auch die bisherigen Bildungsstandard-Testungen ablösen.

Auf Grundlage der Ergebnisse und der anderen Schulleistungen sollen dann Gespräche zwischen Lehrern und Eltern über den weiteren Schulweg stattfinden. „Da erwarte ich mir einerseits eine bessere Erkenntnis der Eltern über die Potenziale ihrer Kinder, aber auch eine Validierung der Note, denn diese kann keine große Varianz zu den Messergebnissen aufweisen“, so Faßmann. Die Lehrer bekämen so eine verbesserte Entscheidungsgrundlage und würden außerdem gegen möglichen Druck der Eltern abgesichert. Endgültig entscheidend für die weiteren Berechtigungen etwa für die AHS bleibe aber „höchstwahrscheinlich“ die Zeugnisnote.

SPÖ warnt vor Tests für AHS-Aufnahme
Kritik an den geplanten „Kompetenzmessungen“ kam am Sonntag umgehend von der SPÖ. Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid warnte davor, die Entscheidung über den Bildungsweg noch weiter vorzuverlegen. „Wenn Minister Faßmann davon spricht, durch ‘Kompetenzmessungen‘ in der dritten Klasse Volksschule ‘weitere Entscheidungsgrundlagen‘ für die Schullaufbahn einführen zu wollen, dann heißt das in wohlgesetzten Worten nichts anderes als Tests für 8- und 9-Jährige, die dann über die AHS-Aufnahme (mit)entscheiden“, so Hammerschmid.

Jetzt schon würden Bildungsforscher kritisieren, dass die Trennung der Kinder mit 10 Jahren viel zu früh erfolgt und allen Erkenntnissen widerspricht. Eine weitere Vorverlegung bedeute zusätzlichen Druck für Eltern und Kinder. „De facto werden dadurch AHS-Aufnahmetests in der 3. Klasse eingeführt - obwohl wir wissen, dass die Prognosekraft in diesem Alter völlig unzureichend ist“, gab Hammerschmid zu bedenken.

Faßmann will auch Reform der Lehrpläne in Angriff nehmen
Faßmann will indessen im kommenden Jahr auch die Reform der Lehrpläne in Angriff nehmen. In den zum Teil 18 Jahre alten Lehrplänen soll Platz für Neues geschaffen werden. „Das muss dort geschehen“, so Faßmann. „Weil die Schulbücher richten sich nach den Lehrplänen und die Lehrer nach den Schulbüchern.“ In die Lehrpläne integriert werden müssten Themen wie Digitalisierung, Europa, Gesundheitserziehung oder Finanzbildung. „Das ist ein Schlüsselprojekt, das wir auch nächstes Jahr nicht abhaken können. Das dauert länger“, erklärte der Minister.

Optimistisch ist der Minister für die Überführung des Schulversuchs zum Ethikunterricht in das Regelschulwesen. Vom Religionsunterricht abgemeldete Schüler haben derzeit ohne Schulversuch eine Freistunde - in Schulen mit Schulversuch müssen sie dagegen verpflichtend am Ethikunterricht teilnehmen. Eventuell gelinge eine Umsetzung noch für das nächste Schuljahr - für welche Schulstufen das gelten soll, sei aber noch nicht klar. „Ich möchte da keine halbfertigen Wahrheiten präsentieren. Persönlich glaube ich, dass es in der Volksschule noch nicht so zentral ist, ab der Sekundarstufe 1 (AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule) aber ganz wichtig.“

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