Kunstverein:

Kein blinder Passagier

Salzburg
16.12.2018 08:10

Neunzehn Artgenossen laden zur Reise durch die Stadt ein: Vom gestressten Radler bis zur Daihatsu-Rooftop-Gallery

Wer Iggy Pops „Passenger“ 1977, als er erstmals auf dem Album „Lost for Life“ in Erscheinung trat, noch nicht begleitete, der ist spätestens 1996 bei Danny Boyles Film „Trainspotting“ auf den Zug aufgesprungen.

Dass jetzt der Kunstverein für die Jahresausstellung den „Passenger“ aufgreift, ist ganz einfach. Direktor Séamus Kealy und die Wiener Kuratorin Andrea Kopranovic stellen die künstlerischen Positionen (von 108 Einreichungen wurden 19 ausgewählt) nämlich gleich an drei Standorten zur Schau, und fordern so die Besucher zwangsläufig zu einer Reise durch die Stadt auf.

Während sich im Museumspavillon im Mirabellgarten alles um das kostbare Gut Zeit dreht, und man u.a. auf Andrea Lüths gestressten Radler trifft, sollte man im Stadtraum nach Peter Fritzenwallners „Daihatsu-Rooftop-Gallery“ Ausschau halten. Damit will er Kunst jenen näher bringen, die sich ansonsten eher nicht in ein Museum bewegen.

Gestresste Radler und „U-Bahn-Stopfer“
Die Scheuklappen abzulegen lohnt sich auch im Kunstverein. Denn nur wenn man der Aufforderung der gebürtigen Lungauerin Elisabeth Grübl „Go to the Left_Go to the Right“ folgt, kann man Objektkunst u.a. von Monika Pichler bzw. Fotoarbeiten von Rainer Noebauer-Kammerer in Augenschein nehmen.

Der Linzer Künstler konnte in der U-Bahn von Tokio von der Bewegungsfreiheit, die die Schau bietet, nur träumen. „Die befördert 8,5 Millionen Passagiere täglich und verfügt, um möglichst viele Leute schell durchs unterirdische Netz zu schleusen, sogar über eigene ,Stopfer’.“

Nichtsdestotrotz machte er ausgerechnet mit einer blauen Hortensie – mit der Pflanze wird in Japan „geduldiges Warten“ und „Nähe“ assoziiert – sechs Stunden lang die Probe aufs Exempel. „Das Stillleben fand klarerweise ein schnelles Ende. Dennoch war ich von der Aufmerksamkeit, der sonst so reservierten Japaner positiv überrascht.“

An Freiraum fehlt’s aber nicht nur in Japan, sondern auch in der von Touristen überströmten Getreidegasse. Renate Hausenblas ließ sich davon nicht beirren und schwamm für ihre Fotoserie „Not a Passenger“ beinhart gegen den Strom. Die gebürtige Münchnerin teilt sich heuer mit der Klagenfurterin Katharina Gruzei den mit 3000 Euro dotierten Förderpreis des Landes.

Ein Spinnennetz im Kabinett
Die Vorjahressiegerin Alexander Baumgartner bespielt hingegen das Kabinett. Bei ihrer Arbeit „The Unknown“ steht eine überdimensionale Vintage-Lampe im Mittelpunkt. Sie strahlt aber weder Licht noch Wärme aus, sondern Unbehagen. Sie ist von einer Art Spinnennetz besetzt und erinnert an eine Zelle, die einem jede Illusion vom trautem Heim raubt.

Kunstverein

„A Passenger“ – Jahresausstellung

15.12.2018 bis 27.1.2019

Tina Laske
Tina Laske
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